Oslo | (neue) Deichmanske & Toyen

Oslo ist ja nun seit ein paar Jahren meine liebste Stadt in Norwegen – und so habe ich mich gefreut, gleich mehrfach hier vorbei schauen zu dürfen, auch immer gleich für einige Tage.

Besonders gefreut hat mich der Besuch von Wolfgang, meinem langjährigem Freund und ehemaligem Chef aus München – der kann fliessend norwegisch und kennt die Stadt wie seine Westentasche.

mit Wolfgang in Oslo unterwegs - hier in Furuset in der neuen BIbliothek
mit Wolfgang in Oslo unterwegs – hier in Furuset in der neuen Bibliothek mit gemütlichem Kaffee

Wir haben uns die Stadt angeschaut, sind natürlich auch Bötchen gefahren und in diversen Museen gewesen, aber auch in einigen Bibliotheken. Zu Toyen und Toyen Youth schreibe ich unten noch was – spannend war auch die recht neue Bibliothek in Furuset, etwas ausserhalb Oslos:

Furuset bietet viel Aufenthaltsqualität
Furuset bietet viel Aufenthaltsqualität
eine Mischung aus Wohnzimmer, Industriedesign und Cafehaus
und ist eine Mischung aus Wohnzimmer, Industriedesign und Cafehaus
Furuset - auch eine Open Library
Als Open Library ist sie auch außerhalb der regulären Servicezeiten besuchbar, wie Toyen
und Entdeckungsmöglichkeiten für die Kleinen
Furuset hat Entdeckungsmöglichkeiten für die Kleinen
und einem Spielzimmer, nicht nur für Jungs
… und ein Spielzimmer, nicht nur für Jungs

Das war einen kleinen Ausflug wert, doch schauen wir zur Zentralbibliothek, der Deichmanske (alt). Alt deshalb, weil der Neubau in Planung ist und wohl 2020 öffnet…

Einen ersten Eindruck von dem Charme der Osloer Stadtbibliothek bekommt man im Flur des Literaturhauses – da ist das System der Bibliothek auf Plexiglasskizzen wohl in den 90er Jahren mal festgehalten worden:

Deichmanske im Kulturhusset
Deichmanske im Kulturhusset
Deichmanske im Kulturhusset 2
Deichmanske im Kulturhusset 2 – hier auch mit der Zentralbibliothek im Mittelpunkt

Die Deichmanske ist ein in die Jahre gekommenes Juwel, ein inzwischen viel zu kleiner Bau, der aber immer noch einen sehr eigenen Charme hat:

Deichmanske (alt) - Seitenansicht
Deichmanske (alt) – Seitenansicht
haupteingang deichmanske
Haupteingang Deichmanske (alt)
die alte deichmanske - ein in die Jahre gekommenes Juwel
die alte Deichmanske – ein in die Jahre gekommenes Juwel.

Mehr Bilder (und besser als meine) gibt es in:

http://frankps.net/deichmanske-hovedbibliotek/

Ich habe dann auch verzichtet, Fotos zu machen von einem Haus, dessen weitere Nutzung man bereits plant…

Viel interessanter ist der Blick auf die neue Bibliothek, die neben der Oper entstehen soll und von der gerade mal die Kellergeschosse stehen – leider im Wasser, was die Planungen nach hinten schiebt.

noch eine Baustelle....
Die neue Deichmanske – noch eine Baustelle….
die oper - einfach ein aufenthaltsort für jedermensch
Direkt neben der Oper – einfach ein Aufenthaltsort für jedermensch, das strebt die Bibliothek auch an – allerdings im Gegenzug zur Oper auch niedrigschwellig im Inneren mit vielen Angeboten für unterschiedliche Zielgruppen

Wie groß der bespielbare Bibliotheksraum wird, so die Kolleg*innen aus dem Goethe-Institut, ist gerade mal wieder innerstädtisch in der Diskussion. Das hat auch meine Interviewpartnerin angesprochen, die Leiterin der Osloer Stadtbibliothek und zukünftige Direktorin des Norwegian Arts Council, Kristin Danielsen. Immer mehr Flächen sollen an wen auch immer vermietet werden, um die laufenden Kosten des Bibliotheksbetriebes und damit des städtischen Haushalts zu reduzieren. Eine wirkliche Lösung ist hier nicht in Sicht – immerhin sollen die potentiellen Mieter auch ins Profil passen und weitestgehend nicht-kommerziell sein…

die neue Hauptbibliothek - noch Baustelle
Die neue Hauptbibliothek – noch Baustelle
Baustelle die zweite - die Timeline ist durch einen Wassereinbruch jetzt wohl schon kaum ncoh mehr zu halten
– die Timeline ist durch einen Wassereinbruch jetzt wohl schon kaum noch mehr zu halten

Aber die Pläne stehen schon, und im Kunsterneshuset gab es sogar ein Modell zu betrachten und mit GoogleGlass in 3D zu erleben…

Plan der Hauptbibliothek
Plan der neuen Hauptbibliothek
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Das Modell der neuen Deichmanske

… und das Interview mit Kristin war sehr, sehr inspirierend. Und das gibt sie mir für den Blog hier frei:

‚Stay awake!‘ is the slogan of Deichmanske, and that means being aware about what’s going on in society and in your own life. It’s about ‚hack reality‘, about improving critical thinking and curiosity – about us as a library empowering the people to get out the best version of themselves.

eine wirklich inspirierende Interviewpartnerin
Kristin Danielson – eine wirklich inspirierende Interviewpartnerin

Neben der neuen Deichmanske hat in Oslo seit einiger Zeit auch das Konzept von Toyen und Toyen Youth internationalen Vorbildcharakter bekommen. Insbesondere Toyen Youth – zugänglich nur für Jugendliche zwischen 10 und 15 Jahren – gilt als Vorzeigeprojekt. Unter Beteiligung von Fokusgruppen mit Jugendlichen wurde folgendes erarbeitet und realisiert:

 The youth said they wanted a place to hang out, relax, and escape parents and siblings. In addition, they needed a safe place to socialize and said it should be a space where they can create and do things together. The library has achieved these goals by creating a cool and comfortable ‘third’ space between school and home where youth can learn, explore, and be themselves.

vor Toyen Youth
vor Toyen Youth
von der Zielgruppe voll akzeptiert
von der Zielgruppe voll akzeptiert
ungewöhnlich möbliert, hip und bequem
ungewöhnlich möbliert, hipp und bequem
Ein-Blick in Toyen Youth
Ein-Blick in Toyen Youth

Die Jugendlichen haben statt Systematik ihre eigenen Interessenkreise kreiert, und auch sonst wird viel in enger Kooperation mit der Zielgruppe erarbeitet.

Die ‚Mutterbibliothek‘ zu Toyen Youth – Toyen ist vom selben Architekturbüro entworfen – und wirkt mehr wie ein Wohnzimmer oder ein Kaffee denn wie eine Bibliothek, und ist wie Furuset auch eine Open bzw. eine Self-Service-Library.

Toyen bei Nacht
Toyen bei Nacht
selfservice machts möglich
Selfservice macht es möglich
die Details sorgen für Charm - man achte auf die Türen als Trennwände der Arbeitskojen
die Details sorgen für Charme – man achte auf die Türen als Trennwände der Arbeitskojen
auch das Untergeschoss erinnert an ein Wohnzimmer
auch das Untergeschoss erinnert an ein Wohnzimmer
und international - auch ausserhalb der Öffnungszeiten
international besucht – auch ausserhalb der Öffnungszeiten
ungewöhnlich und hip - für jeden gibt es 'seine' Arbeits- und Verweilecke
ungewöhnlich und hip – für jeden gibt es ’seine‘ Arbeits- und Verweilecke
einfach chillig
einfach chillig – auch für die Kleinen
auch vor der Bibliothek ist immer was los - auch gibts gemütliche Aufenthaltskojen
Vor der Bibliothek ist immer was los – auch dort gibts gemütliche Aufenthaltskojen

In Oslo also viel Bibliothek, aber auch viel schöne Momente – der (zweifache) Abschied war jedesmal schwer…

der alte Bahnhof - der Abschied naht...
der alte Bahnhof – der Abschied naht…
am letzten Abend noch einmal der Blick über die Stadt - auch die Baustelle der neuen Deichmanske ist zu sehen
am letzten Abend noch einmal der Blick über die Stadt – auch die Baustelle der neuen Deichmanske ist zu sehen, oder vielmehr zu erahnen…

 

(persönlicher) Rückblick | Finnland

Nonaka und Takeuchi – zwei japanische Betriebswirtschaftler – gelten als die Begründer eines der erfolgreichsten theoretischen Modelle zum Wissensmanagement – der Wissensspirale oder des SEKI- Modells ( SEKI = Sozialisation, Externalisation, Kombination und Internalisation. Nonaka, Ikujiro / Takeuchi, Hirotaka: The Knowledge Creating Company. How Japanese companies create the dynamics of innovation. New York: Oxford Press 1995).

Sie haben in mehreren Untersuchungen fünf Faktoren herausgearbeitet, die gute Rahmenbedingungen für Wissensmanagement im Unternehmen schaffen und / oder über die ein eben solches kontinuierlich ausgebaut werden. Diese Rahmenbedingungen sind nach Nonaka und Takeuchi die Unternehmenseigenschaften Intention, Autonomie, Fluktuation / kreatives Chaos, Redundanz sowie Interne Vielfalt.

Autonomie und Interne Vielfalt spielen in meinem Forschungsdesign eine sehr entscheidende Rolle, für Finnlands Öffentliche Bibliotheken kann aber in dieser kurzen Summary (die nicht das Ergebnis einer Analyse der Interviews ist, sondern mehr eine subjektive Zusammenstellung meiner Eindrücke) bereits konstatiert werden, dass durch die nationale Strategie und durch das finnische Bibliotheksgesetz die Intention, auf der die Bibliothek aufgebaut ist, stark ist:

[…] The most critical element of corporate strategy is to conceptualize a vision about what kind of knowledge should be developed and to operationalize it into a management system for implementation. […]
If not for intention, it would be impossible to judge the information or knowledge perceived or created. At an organizational level, intention is often expressed by organizational standards or visions that can be used to evaluate and justify the created value.
It is necessarily value-laden. […]

Nonaka / Takeuchi (1995), S. 74 f.

Im finnischen Bibliotheksgesetz, § 1, 2  – das speziell auf Öffentliche Bibliotheken zielt und im Herbst ergänzt und upgedatet wird (die Vorarbeiten sind getan) – heisst es:

1. The objective of the library and information services provided by public libraries shall be to promote equal opportunities for citizens to pursue personal cultivation, literary and cultural interests, continuous development of knowledge, personal skills and civic skills, internationalization, and lifelong learning.
2. Library activities shall also aim at promoting the development of virtual and interactive network services and their educational and cultural contents.

Library for Citizen – das neue Strategiepier der finnischen Öffentlichen Bibliotheken (ich habe davon berichtet) greift das auf: fünf ‚Core-Values‘ werden aufgelistet und um Ziele und Massnahmen ergänzt – Equality, Responsibility, Sense of community, Courage und Freedom of speech.

Die starke Vernetzung und das ‚Getragen sein‘ von gemeinsamen Werten war durchweg in allen Gesprächen zu spüren – und ich finde, dass geben auch die Zitate der KollegInnen wieder, mit denen ich gesprochen habe und die ich hier noch einmal als ‚gesammelte Eindrücke‘ in der Reihung der Interviews wiedergeben möchte:

Our priorities as a library are safety and freedom of information, and therefore we have to closely involve our citizens. One example of our citizen involvement are our successful language cafés: these are low-threshold events that are easy to organize through volunteers, are inclusive and of increasing importance.

Successful knowledge management depends on atmosphere and discussion culture. Incorporating the staff’s skills, continued monitoring and quick reaction times are therefore essential. And we still have lessons to learn.

Tuula Haavisto
Helsinki Kirjastotoimen johtaja | Library Director
Marja-Liisa Komulainen
Head of Development Unit, Helsinki

Tuula Haavisto und Marja-Liisa Komulainen
Tuula Haavisto und Marja-Liisa Komulainen

 

We as a library are always trying to be fun!

Mikko Vianio
Director of Library Services, City of Vantaa

Mikko Vainio, Direktor der Stadtbibliothek Vaanta
Mikko Vainio, Direktor der Stadtbibliothek Vaanta

 

We always have to say YES!

Oili Sivula,  District Manager of Library Services
Espoo | Leppävaara district

Oili Sivula vor dem Musikrraum der STB
Oili Sivula

 

Libraries are open and free, that is our main task. And improving citizenship is a very important focus in our everyday work.

Pirkko Lindberg
Tampere | Head of Metso

Pirkko Lindberg, Head of Metso
Pirkko Lindberg, Head of Metso

 

Finish society is in a transition from national to international with a lot of legal changes, which stimulates our day-to-day in making things simpler, more effizient and better.

Aart de Heer
library services director – Turun kaupunginkirjasto
Åbo stadsbibliotek | Turku City Library

Aart de Heer - Direktor der STB Turku
Aart de Heer – Direktor der STB Turku

 

Let Them Fly:
We have to use the skills of our well educated staff and have to give them more responsibilities as well – just let them fly!

Hanna Martikainen
Library Director
Jyväskylä City Library – Regional Library of Central Finland

Hanna Martikainen
Hanna Martikainen

 

Our duty is to offer know-how to every citizen, to give them individual guidance, and that’s the highest step in our Knowledge Management. And leadership is the way of implementing Knowledge Management – whether it is via social software or other factors doesn’t matter so much!

Päivi Savinainen
Direktorin Kuopio| kirjastotoimenjohtaja
Kuopion kaupunginkirjasto

Päivi Savinainen - Juristin und BIbkliotheksleiterin
Päivi Savinainen – Bibliotheksleiterin Kuopio

 

We are moving from system centered towards human centered service, and doing so we are bringing the collection to life with new features, new content and with new partners to create experiences and adventures for customers to share.

Jouni Pääkkölä
Director of Library Services Oulu

 

It’s not the core idea of libraries to market things – that is the library as an idea of sharing experiences and services.
So we must think about the peoples democratic needs first, we can take of the other tasks later!

 Päivi Rasinkangas
District Manager of Library Services, Oulu

meine beiden InterviewpartnerInnen
meine beiden InterviewpartnerInnen in Oulu

Der Untertitel des finnischen Strategiepapiers ist nicht zu Unrecht ‚An essential part of Finish know-how‘ – die finnischen Öffentlichen Bibliotheken sind sich ihrer gesellschaftspolitischen Funktion stolz bewusst, und aus den Gesprächen wird mir hier im Rückblick klar, dass ich, dass vielleicht wir deutschen BibliothekarInnen hier viel zu zögerlich diese Funktionen bewusst einnehmen und vermarkten.

Aber das soll hier nicht Thema sein, abschliessend möchte ich auf zwei Besonderheiten hinweissen, die ich aus Finnland mitgenommen habe:

  1. In vielen Bibliotheken ist es verpflichtend (auch für das Management), nach einer bestimmten Zeit (vier bis fünf Jahren) den Job zu wechseln und in eine andere Bibliothek oder eine andere Einheit zu wechseln. Zudem gibt es in manchen eine verpflichtende interne oder externe Hospitant von ca zwei bis vier Arbeitswochen pro Jahr, die in einer anderen Abteilung, einer anderen städtischen Institution oder auch in einer anderen Stadt abgeleistet werden müssen (shadowing-programms).
    Das sollten deutsche Bibliotheken übernehmen – ist doch weder so teuer noch so aufwendig in der  Organisation und vermeidet es blinde Flecke, Besitzstandswahrung und Unflexibilität.
  2. Die zunehmenden Aktivitäten im Kontext der Geflüchteten haben finnische Bibliotheken nicht überrascht – im großen und ganzen hat man hier schon immer viel gemacht, es wurden kaum neue Aktivitäten entwickelt sondern Bestehendes ausgebaut – v.a. die Language-Cafes mit zahlreichen Freiwilligen sind (nicht nur in Finnland) ein großer Erfolg.

Bleibt mir abschliessend noch einmal auf  die Vision der neuen Zentralbibliothek hinzuweisen – das u.a. mit Hilfe von Bürgerpartozipation erstellte Leitbild, bzw. das Mission Statement, dass ich von Kari Lämsä aus Library10 erläutert bekommen habe:

Vision Helsinki City Library 2017 c: Kari Lämsä
Vision Helsinki City Library 2017
c: Kari Lämsä

Forschungssemester in Nordeuropa | Die Reiseroute | Teil Drei – Norwegen

Der dritte Teil meiner Reise führt mich nun nach Norwegen – Oslo und Bergen habe ich zum teil bereits mehrfach besucht, Trondheim und Stavanger – die beiden anderen Städte  – sind neu für mich, und freue mich sehr auf die Reise.

Alle Verkehrsmittel kommen dabei zum Einsatz: Von Oulu, meiner letzten finnischen Station, fliege ich nach Oslo (mit einem kurzen Zwischenstopp, leider nur zum Umsteigen, in Helsinki). Hier freue ich mich besonders auf das Interview mit der erst vor kurzem zur Direktorin des Norwegian Arts Council berufenen Kristin Danielsen, die sicher auch von den Plänen zur neuen Zentralbibliothek viel zu berichten weiss.

Von Oslo geht es – das war eigentlich nicht geplant – kurz mit dem Zug nach Schweden, um in Göteborg mein Interview führen zu können. Von Göteborg gehts es dann mit dem Zug (Oslo kurz streifend) nach Trondheim – in Norwegens nördlichste Großstadt. Hier freue ich mich auf die Zugfahrt – und die Vorfreude hat sich gelohnt, wurde ich doch mit viel Wasser, viel grün und drei Elchen auf meiner Fahrt beglückt…

Von Trondheim – einer wirklich schönen Stadt geht es dann mit dem Nachtbus 14 Stunden nach Bergen, der Stadt mit dem meisten Regen in Norwegen. Egal -in Bergen werde ich auf dem Schiff nächtigen, da macht ein wenig zusätzliches Wasser nichts aus. Und vom Schiff als Unterkunft gehts mit dem Schiff  – genauer gesagt der Fjordline-Fähre – nach Stavanger, um von dort dann den Zug nehmend den Kreis zu schliessen und meinen Norwegen-Aufenthalt mit einigen freien Tagen in Oslo abzuschliessen.

3. Teil der Reise - Norwegen mit Abstecher nach Göteborg
Dritter Teil der Reise – Norwegen mit Abstecher nach Göteborg

Damit endet dann auch schon mein Norwegen-Aufenthalt, und es geht weiter nach Schweden…

Astrid Lindgren - Porträt im Osloer Literaturhaus
Astrid Lindgren – Porträt im Osloer Literaturhaus

 

Oulu | Die letzte Station in Finnland

Oulu ist die nördlichste Großstadt der Europäischen Union und die fünftgrößte Stadt in Finnland, und zudem Knotenpunkt und (einzige) Mini-Metropole in  Nordfinnland.

die wenigen alten Häuser im Stadtkern lassen Oulu heimeliger wirken als die neue Stadt an vielen Stellen ist
Die wenigen alten Häuser im Stadtkern lassen Oulu heimeliger wirken als die recht neue Stadt an vielen Stellen ist.
Markthalle und Marktplatz von Oulu
Markthalle und Marktplatz von Oulu
Oulus Wahrzeichen - der Polizist am Marktplatz
Oulus Wahrzeichen – der Polizist am Marktplatz

Über 70% der Stadtfläche sind Wasser – mich hat Oulu zudem auch  – anders als es die Bilder vermuten lassen – von oben mit längerem Regen beschenkt.

Die Stadtbibliothek liegt zentral am Marktplatz gegenüber dem Theater – beides auffällige, große Gebäude, versehen mit viel Glas.

die Stadtbibliothek - zentral am Marktplatz
Die Stadtbibliothek – zentral am Marktplatz

Innen macht die Stadtbibliothek einen recht konventionellen Eindruck – gemessen an den atmosphärischen Nachwirkungen aus den Neubauten in Umeä und Seinäjöki. Aber die Stadtbibliothek ist innen modernisiert, sie überzeugt durch den gepflegten Eindruck und hat – davon habe ich mich während einem Regentag selbst überzeugen können – eine wirklich gute Arbeite- und Aufenthaltsqualität:

eher eine der klassischeren BIbliotheken auf meiner Reise
eher eine der klassischeren Bibliotheken auf meiner Reise
und dennoch recht hell und auch hier wieder viel Luft und hohe Räume
und dennoch recht hell und auch hier wieder viel Luft und hohe Räume
erst von Oben zeigt sich die Deckenhöhe so richtig
erst von Oben zeigt sich die Deckenhöhe so richtig

Und die Bibliothek ist sehr aktiv und im Wandel. Die Stadt wächst, auch die Ansprüche der Bürger*innen und der Politik. Das weiss auch die Bibliothek und agiert entsprechend engagiert. Eine Kundenbefragung hat ergeben, das – wen wundert es – längere Öffnungszeiten gewünscht sind, und der Politik ist klar, dass alle Bibliotheken erhalten bleiben müssen – allerdings wird auch kein weiteres Personal in Aussicht gestellt.

Library services and the use of libraries are changing.

So fasst Juni Pääkkölä, der Direktor der Bibliothek, die aktuelle Lage zusammen, und man hat sich entschieden, relativ breit einerseits auf ’self-service-Libraries‘ umzustellen (wir nutzen hier den dänischen Terminus der ‚Open Library‘ und die Öffnungszeiten entsprechend auszuweiten, und in der Zentralbibliothek öffnet man mit Wachdienst am Sonntag, zudem intensiviert man mobile Services – nicht nur im klassischen Sinne mit den Bücherbussen:

Sreenshot aus der Präsentation
Sreenshot aus der Präsentation von Juni Pääkkölä
für einen der Bücherbusse hat Oulu im letzten Jahr eine Auszeichnung bekommen
Für einen ihrer Bücherbusse hat Oulu im letzten Jahr eine Auszeichnung bekommen.

Alles läuft ohne große Probleme und ist recht pragmatisch angegangen worden. Aber die Bibliothek in Oulu schaut nicht nur auf gegenwärtige Herausforderungen, sie hat sich auch Ziele für 2025 gegeben und auch Serviceversprechen für ihre Kund*innen formuliert:

  1. Library services are available to everyone
    Kirjasto kuuluu kaikille; Kaikkien kirjasto; Kirjasto tulee luoksesi
  2. Library offers something to read for everyone
    Lue kirja; Miljoona kirjaa
  3. Library supports education and culture
    Etsi, löydä ja oivalla!; Tie tietoon; Lue, kuuntele, katsele!
  4. Library staff is always ready to help
    Kysy mitä vaan!
  5. Library brings joy and offers experiences for everyone
    Kirjastossa tapahtuu; Iloa ilmaiseksi; Tilaa iloa, kirjasto tuottaa!
  6. Library is a meeting point
    Kirjasto kaverina; Tavataan kirjastossa; Kohtaamisia kirjastossa

Beeindruckend, was auch vor dem Gespräch in einer ausführlichen Präsentation so alles an Plänen, Zielen aber auch an getaner Arbeit ausgeführt worden ist.

Die Arbeit mit Kindern und Familien bildet  – wie überall – auch in Oulu einen Schwerpunkt:

der rote faden der bibliotheksralley für Kids
der rote Faden der Bibliotheksralley für Kids
die KJB hat den schönen Ausblick aufs Wasser
die KJB hat den schönen Ausblick aufs Wasser
der musikbibliothek wird demnächst die Jugendbibliothek zugeschlagen
der Musikbibliothek wird demnächst die Jugendbibliothek zugeschlagen

… und die Zunft der städtischen Musikbibliotheken ist überall ein Thema, nach e-Medien und Streamingdienste auch in Finnland nicht die Produkte anbieten, die die Kund*Innen in erster Linie wollen. Mit Klassik und Jazz bedient man halt nur einen Bruchteil an Musikfans – aber wie die Zukunft aussieht, konnte keiner beantworten….

Ansonsten hatte ich ein spannendes Gespräch und eine sehr aufschlussreiche Führung im Anschluss, und Jouni Pääkkölä, Director of Library Services nahm sich gemeinsam mit seiner Kollegin Päivi Rasinkangas, District Manager of Library Services, viel Zeit für mich und meine Fragen. Ein lohnenswerter Besuch!

meine beiden InterviewpartnerInnen
meine beiden InterviewpartnerInnen

Jounis Statement für meinen Blog ist das folgende:

We are moving From system centered towards human centered service, and doing so we are Bringing the collection to life with new features, new content and with new partners to create experiences and adventures for customers to share.

Päivi hat sich mehr über die Balance zwischen reiner PR und tatsächlichem Service Gedanken gemacht:

It’s not the core idea of libraries to market things – that is the library as an idea of sharing experiences and services.
So we must think about the peoples democratic needs first, we can take of the other tasks later!

Mit diesen Worten ging für mich der Aufenthalt so langsam zu Ende – nicht ohne am nachmittag noch einige Stunden in der Bib gearbeitet zu haben:

mein Arbeitsplatz an einem Regentag
mein Arbeitsplatz an einem Regentag
zugegeben - habe nicht nur gearbeitet...
zugegeben – ich habe nicht nur gearbeitet…

Und auf Wiedersehen muss ich dann wohl auch fürs Erste den Mummins sagen – die haben sich mir aber in Oulu auch noch einmal so richtig präsentiert:

auch hier wieder die Mummins in der Vitrine... von denen ich mich nach Oulu erst einmal verabschiede
auch hier wieder die Mummins in der Vitrine… von denen ich mich nach Oulu erst einmal verabschiedet

 

 

Seinäjöki | Aalto trifft Apila – ein Besuch auf Empfehlung

Bei meinem Besuch in Turku wurde mir ein Zwischenstopp in Seinäjöki wenn irgendwie integrierbar in meine Reise nahegelegt. Die gelungene Kombination der dortigen Bibliotheken – der Aalto-Bibliothek aus dem 60ern und der 2012 fertiggestellten neuen ‚Apila library‘ (JKMM Architects) – müsse man auf einer Bibliotheks-Tour durch Finnland unbedingt mitnehmen.

Nun muss ich ja gestehen, dass ich persönlich die oft üvberschwengliche Begeisterung für Aalto nicht teilen kann – ich sehe das klare und zeitlose in den Bauten durchaus auch, trotzdem bleibt es eine (Architektur-)Sprache einer bestimmten Epoche.

In Seinäjöki ist es Aalto gelungen, in den 60er Jahren einen Teil des Stadtzentrums zu bebauen, so dass man zurecht von einem ‚Aalto-Zentrum‚ reden kann:

  • Lakeuden Risti church (‘Cross of the Plain’) (1960); also the interior, textiles and the stained glass window of the chapel are designed by Aalto; height of the bell-tower 65 m.
  • City Hall (1962); the architectural competition was started for the design of a “borough hall”; Seinäjoki was granted its town charter in 1960.
  • City Library / Regional Library (1965); a “fan solution” typical of Aalto.
  • Parish Centre (1966); in particular its entrance hall and parish meeting hall are architecturally important; also the adjacent church park is designed by Aalto.
  • State Office Building (1968); the main interior of the building is the courtroom.
  • City Theatre (1987); on the walls of the upstairs and downstairs foyers, there are bent wood relieves by Aalto.

Die Stadtbibliothek – der alte Teil – ist eines der Gebäude, und sie ist auch heute noch in Betreib – unterirdisch verbunden mit dem Neubau beinhaltet sie Lesesäle und Bestände aus Regional- und Sachliteratur sowie Ausstellungsräume, hauptsächlich gefüllt mit Glasarbeiten von Aalto selbst:

zeitlos - die AaltoBibliothek
zeitlos – die Aalto-Bibliothek
aussensicht - im Hintergrund die Aalto-Bibliothek, vorne die neue
aussensicht – im Hintergrund die Aalto-Bibliothek, vorne die neue
der Kern der Aalto-Bibliothek
der Kern der Aalto-Bibliothek
die ursprüngliche Aalto-Bibliothek hat mehr muesalen Chahrkter - dort werden auch vorwiegend reginalkundliche Medien aufbewahrt
die ursprüngliche Aalto-Bibliothek hat mehr muesalen Chahrkter – dort werden auch vorwiegend reginalkundliche Medien aufbewahrt
restauriert und gut in Schuss
restauriert und gut in Schuss
Glasarbeiten von Aalto
Glasarbeiten von Aalto im Ausstellungsraum – eine der wohl bedeutenden Sammlungen in Finnland

Zu der Sammlung, zu Aalto in Seinäjöki aber auch zu der Bibliothek empfiehlt sich folgende Podcast von Mark Wiltshear in seiner Explore Finland Radio Show.

Als ‚moderne Bibliothek‘ allerdings ist die Aalto-Bibliothek bereits seit langem zu klein für die inzwischen nicht nur durch Eingemeindungen stark gewachsene Stadt, sie ist auch in den Funktionalitäten zu eingeschränkt – die Funktionen der aktuellen Bibliothek gibt die Vision der Architekten gelungen wieder:

It is thus conceivable that once looking for actual information no longer plays a central role, the significance of the library as a place for interacting with information will be highlighted. Its key mission is to provide a setting for encounters, meetings and events. Encouraging the users to be active, rather than passively receiving information and services, is also important.

In other words, the library has to be a versatile, flexible and adaptable public space.

alte und neue Bibliothek
alte und neue Bibliothek – ein gelungenes Miteinander
im Fenster der neuen spiegelt sich die alte Aalto-Bibliothek
im Fenster der neuen spiegelt sich die alte Aalto-Bibliothek
blick von aussen
… oder aber auch die von Aalto erbaute Kirche – je nach Blickwinkel
blick von innen
… von innen hat man auf beides einen guten Blick

Alte und neue Bibliotheken bilden dennoch eine organisatorische Einheit, sie sind durch einen Kellergang, der hell in Weiss erleuchtet ist und Regale wie Aufenthalts-Kojen umfasst, gelungen verbunden – auch wenn von den Kunden überwiegend der Neubau geschätzt wird.

nochmal der Gang aus einer anderen Perspektiive - super ausgeführt
Der Verbindungsgang zwischen beiden Bibliotheken
der unterirdische Übergang zwischen den beiden Bibliotheken - gut gemacht mit den Kojen, die fast immer belegt sind
der unterirdische Übergang zwischen den beiden Bibliotheken – gut gemacht mit den Kojen, die fast immer belegt sind

Inspiriert für diese Kojen wurden die Architekten durch Douglas Adams Hitchhikers Guide though Galaxy – Literatur als Quelle für architektonisches Design, dies zeigt sich auch bei der Kinderbibliothek (s.u.).

In der Bildmitte ist Hanna Kotila zu sehen, die kurzfristig (ich habe mich einen Tag vor meinem Auftauchen angemeldet) Zeit gefunden hat und mich engagiert durch die Bibliothek führte. Sie hat in Seinäjöki studiert und ist direkt hängengeblieben – in ihrer Mail-Signatur zitiert sie Samuel Green:

„We do reference because there’s too much stuff and it’s hard to find“

Eine passende Überleitung zur zentralen Informationstheke:

licht und geräumig
licht und geräumig
auch die Infotheke ist mobil
auch die Infotheke ist mobil
das Forum, mit viel Sitz- und Arbeitsflächen, das den Übergang zur alten BIbliothek einleitet
das Forum, mit viel Sitz- und Arbeitsflächen, das den Übergang zur alten Bibliothek einleitet

Ein gern und viel genutzter Veranstaltungsraum.

spannendes und gelungenes Spiel mit Fenstern, Licht und Decken
spannendes und gelungenes Spiel mit Fenstern, Licht und Decken
gemütlich und hell
gemütlich und hell

Die Kinderbibliothek hat mich ein wenig an die Kuben in der neuen Stuttgarter Zentralbibliothek erinnert – auch wenn dort ein anderes Konzept verfolgt wird, Hier hat man sich an einer bekannten finnischen Kindergeschichte mit einem Esel orientiert, und die – im Gegensatz zu Stuttgart sehr offenen Kuben – nach den Stationen seiner Reise gestaltet. ‚Little donkey from Hiddenland‘ (Piilomaan pikku aasi) wurde 1977 von  Lea Penaten geschrieben und illustriert by Maija Karma.

die Kinderbibliothek ist in einzelne Quader geteilt - nach der Erzählung von nn
Die Kinderbibliothek ist in einzelne Quader geteilt
es ist eigentlich ein leuchtend helles grün - die kinderhöhle... naja, schade...
es ist eigentlich ein leuchtend helles Grün – die Kinderhöhle… naja, schade…
die kinderhöhle
die Kinderhöhle
mal ne gute idee, zeitungen zu präsentieren und zu lagern
mal ne gute idee, zeitungen zu präsentieren und zu lagern
die Fassade der neuen Bibliothek
die Fassade der neuen Bibliothek
Blick auf die neue BIbliothek | Eingangsbereich
Blick auf die neue Bibliothek | Eingangsbereich

Eine zweistündige Stippvisite nach der Fähre von Umeä nach Vaasa – weiter geht es nun mit dem Zug nach Oulu, meiner letzten finnischen Station.

Umeä – Väven | erster Exkurs nach Schweden

blauer Himmel auf Hin und Rückfahrt
blauer Himmel auf Hin und Rückfahrt

Gut gerüstet nach einigen Tagen Vaasa bin ich – begleitet weiterhin von strahlend blauem Himmel –  in die schwedische Partnerstadt Würzburgs gefahren – nach Umeä, der nördlichen schwedischen Großstadt, die ich Rahmen meiner Forschungsreise besuchen durfte. Die erst vor zwei Jahren, 2014 – Umeä war damals Kulturhauptstadt Europas – eröffnete Stadtbibliothek befindet sich mit Hotel, Restaurant, Cafe und Parkhaus in einem modernen Neubau namens Väven.  Väven ist aber in erster Linie als Kulturzentrum geplant, das zudem auch Studios, Theater, Programmkino und das Women’s History Museum beinhaltet.

Mit den Bildern habe ich hier glaube ich ein wenig übertrieben – aber mir hat diese Bibliothek (und die Stadt) wirklich gut gefallen. Durchgängig hell und licht gestaltet orientiert sich der Bau an der Birke – die wiederum als Baum nicht nur mit Schweden, sondern insbesondere auch mit Umeä verbunden ist.

Die Birke bildet das architektonische Leitmotiv der Bibliothek
Die Birke bildet das architektonische Leitmotiv der Bibliothek – sie wurden entsprechend auch vor ihr gepflanzt
Fernsicht auf die STB - vom andern Ufer
Fernsicht auf die STB – vom andern Ufer
die neue stb von aussen
Väven von aussen

Spannend auch die Vorderseite mit den Lichtinstallationen, die den ganzen Tag laufen aber besonders abends gut sichtbar sind:

lichtspiele 1 lichtspiele 2

Bevor ich allerdings die Bibliothek von innen besucht habe, war ich – und allein das ist eine Reise wert – im Umedalens Skulpturpark. Phantastisch – und Jaume Plensa, einer der Künstler hat auch in der Bibliothek Gedichtketten in verschiedenen Sprachen als ‚Kunst im Bau‘ gestaltet. Eine Ahnung davon bekommt man, wenn man sich das Werk ‚Nosotros‘:

plensa nosotros
Plensa: Nosotros
Plensa - Nosotros 2
Plensa: Nosotros | 2
plensa - nosotros 3
Plensa: Nosotros | 3
plensa nosotros 4
Plensa: Nosotros | 4

Meine photographischen Kompetenzen haben nicht ausgereicht, um die in der Bibliothek installierten Twentynine Palms abzulichten – aber die spanische Botschaft hat dies freundlicher Weise gekonnt:

Im youtube-Video hängen sie noch nicht an der Decke der Stadtbibliothek:

Twentynine Palms was made in 2007. It consists of curtains of letters made out of stainless steel. It is a materialization of some of Plensa’s favorite poems. He takes them out of the bidimensional paper and invites the visitor to walk through them, creating a sound when the steel letters collide.

aus: https://spanskultur.com

Doch zurück zur Bibliothek:

stb umeä
von weitem ist sichtbar, um welche Institution es sich maßgeblich handelt
Eingang von Stdatbibliothek und Hotel und Kaffee - die Übergänge sind fliessend, das ist gewollt
Der Eingang von Väven.

Kulturzentrum – Kaffee – kommerzielle Bereiche – die Übergänge sind fliessend, das ist gewollt, als Besucher weiss man nicht, in welchem Gebäudeteil man sich befindet – lediglich abends wird ein dünnes, trennendes Gitter installiert, das die Bibliothek und das Museum vom Rest trennt.

das lichte, niedrig-möbliert-geräumige zieht sich durchs ganze Haus
In der Bibliothek

Das lichte, niedrig-möbliert Geräumige zieht sich durchs ganze Haus – und das ist größer, als man so denkt:

eine im Verhältnis zur Stadt wirklich große Bibliothek, auch verschachtelt - nicht jedem (alt)Kunden gefällt der Neubau
eine im Verhältnis zur Stadt wirklich große Bibliothek, auch verschachtelt

Nicht jedem (Alt)Kunden gefällt der Neubau – und das wurde mir und Kendra  – einer meiner Interviewpartnerinnen  – von einer Dame bei der Hausführung auch zugeraunt. Die Orientierung sei wirklich nicht einfach….

Aber das Haus bietet Nischen für jeden Geschmack:

überall gemütlich helle ecke um lesen und arbeiten
überall gemütlich helle ecke um lesen und arbeiten
Kunstobjekt, das Zensur thematisiert - je näher man kommt, desto deutlich sichtbarare werden zensierte Bücher...
Kunstobjekt, das Zensur thematisiert – je näher man kommt, desto deutlich sichtbarare werden zensierte Bücher…
pfiffig gemacht - halboffene Rückzugsorte mitten im Raum
pfiffig gemacht – halboffene Rückzugsorte mitten im Raum
die sich auch im Jugendbereich wiederfinden
die sich auch im Jugendbereich wiederfinden
offen und leicht - der eingangsbereich
offen und leicht – der Eingangsbereich
mit ausblicken auf stadtkern und fluss
mit Ausblicken auf Stadtkern und Fluss
Kinderbib
Die Kinderabteilung zum Ersten
mit Maskottchen
mit Maskottchen
ja, das ist Kundenbereich - in der Nähe der Kinderbib - zum basteln, aber auch zum essen...
ja, das ist Kundenbereich – in der Nähe der Kinderbib – zum Basteln, aber auch zum Essen…
die Kinderabteilung
Die Kinderabteilung zum Zweiten
auch hier gibt es ein Musikstudio
auch hier gibt es ein Musikstudio
begehbare Magazine sind hier öfter vorzufinden - selten so modern...
begehbare Magazine sind hier öfter vorzufinden – selten so modern…

Aber auch vor der Bibliothek ist es sehr gemütlich – es gibt einen zweiten Kaffeebereich und bequeme Holzliegen, die permanent belegt sind:

vor der Bibliothek - auch sehr gemütlich...
vor der Bibliothek – auch sehr gemütlich…

Hier hat die Führung länger gedauert als das Interview, und ich komme beim Schreiben auch schon wieder ins Schwärmen…

Gunilla Brinck, Enhetschef der Umeå stadsbibliotek und Kendra McDonnell, die als ‚pedagogical librarian with focus on development and literacy‘ tätig ist, haben mit mir das Gespräch geführt.

Gunilla gibt mir folgende Botschaft mit – und hatte leider keine Zeit mehr fürs gemeinsame Photo:

People are different, and so we have to deliver different services. And we have to discuss how the staff’s profile has to be in future, and which competences a library as a whole should offer.

Von Kendra – die mich geduldig geführt hat, und unten auch zu sehen ist – habe ich folgendes festgehalten, im Zusammenhang mit Mitarbeitermotivation und Change-Management:

It’s easier for new employees in new positions to be more autonomously, and it’s harder so to say ‚to teach old dogs new tricks‘ – sometimes culture hinders evolving, and sometimes people feel be threatend by autonomy. So enlarge autonomy is quite a challenge.

Kendra, eine meiner Interviewpartnerinnen in Umeä
Kendra, eine meiner Interviewpartnerinnen in Umeä

 

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Abschliessend habe ich mich noch gefreut – und das muss ich einfach auch noch posten – in Umeä im Skulpturenpark an meinen Nachbarn in Köln, den bildenden Künstler Lutz Fritsch  erinnert worden zu sein – der seinerseits auch viel mit Installationen und ‚Stangen‘ arbeitet:

caven skogsdunge 2
Caven: Skogsdunge | 1
caven skogsdunge
Caven: Skogsdunge | 2

 

Vaasa | einfach nur Urlaub….

In Vaasa war ich quasi auf Zwischenstopp – um mit der Fähre nach Umeä fahren zu können bin ich für zwei Tage hier ausgestiegen, und konnte mich mit und bei Ilke – meiner Couchsurfer-Host – gut erholen.

Vaasa - ein Zwischenstopp lohnt sich
Vaasa – ein Zwischenstopp lohnt sich

Gerne hätte mich mir die UB am Wasser von Innen angesehen – Ilke nutzt(e) sie oft als Arbeitsplatz und fühlt sich dort auch v.a. im Sommer sehr inspiriert – leider war sie aber für vier Tage geschlossen, somit gibts hier nur ein paar Impressionen von aussen:

Die UB von aussen
Die UB von aussen
nur ein Seiteneinblick möglich...
nur ein Seiteneinblick war möglich…

In der UB hätte ich – nicht nur wg dem sehr praktischen Zugriff auf Eduroam, sondern v.a. wegen dem tollen Ausblick aufs Wasser – sehr gerne gearbeitet, doch auch die STB war einen (Arbeits-)Besuch wert:

die stb von aussen
die stb von aussen
Kombi alt und neu - sehr gelungen!
Kombi alt und neu – sehr gelungen!
in der STB konnte man gut arbeiten
in der STB konnte man gut arbeiten

Viel Bibliothek dann doch auch ohne Interview in dieser kleinen (und nicht besonders spannenden) Stadt – aber auch im Kunsti – dem Museum Vaasas wurde man in der Ausstellung mit einer speziellen Art Bibliothek als Kunstobjekt – angelehnt an die Seedlibraries in den USA -konfrontiert:

by Anno Rapinoja
by Anni Rapinoja
auch eine Form der Seed-Library - hier künstlerisch umgesetzt by Anno Rapinoja
auch eine Form der Seed-Library – hier künstlerisch umgesetzt
by Anni Rapinoja
 by Anno Rapinoja
by Anni Rapinoja

Die Videoinstallationen der Künstlerin haben mir nicht gefallen, allerdings aber dann doch sehr die Skelett-Arbeiten:

Nature of Man, a retrospective by Anni Rapinoja - gelungen!
Nature of Man, a retrospective by Anni Rapinoja – gelungen!

Apropos ’natur of men‘ – die habe ich dann doch viel geniessen dürfen und wurde ins Leben in Vaasa in kurzer Zeit sehr integriert:

entspannend bei Bierchen und Sonne.
entspannend bei Bierchen und Sonne.
mit ilke und ihren Freunden in Vaasa am grillen
mit Ilke und ihren Freunden in Vaasa am Grillen

Kuopio

Kuopio hat mich bewölkt empfangen, und mein Host – diesmal habe ich auch wieder über Couchsurfing genächtigt – hat noch bis zum späten Abend gearbeitet. Kein Problem – Kuopio ist eine vom Wasser umgebene Stadt, und es war dann trotz vieler Wolken trocken und warm, und so habe ich mir ein Aussenbüro am See eingerichtet:

mein aussenbüro am seeufer
mein aussenbüro am seeufer

Das ostfinnische Kuopio ist die acht größte Stadt Finnlands, und umfasst tatsächlich mehr Wasser als Land in seiner Fläche. Das konnte ich am nächsten Tag bewundern, als ich den Puijo – einen Aussichtsturm am Rande der Stadt – erwanderte und bestieg – ein Ausflug, der sich sehr gelohnt hat:

vom wasser umgeben - Traumhaft!
vom wasser umgeben – Traumhaft!
Poijo . Wahrzeichen der Stadt
Der Puijo – Wahrzeichen der Stadt

Das Wetter hat mich also nicht wirklich im Stich gelassen, auch wenn ich ein- zweimal für wenige Minuten das Regencape auspacken durfte.

Aber kommen wir zur Stadtbibliothek von Kuopio – die auch regionalbibliothekarische Funktionen hat (Northern Savo Region Library) und daher auch eine große Reichweite abdeckt.

die stb in kuopio

Äusserlich eher sehr martialisch anmutend und nicht unbedingt offen und einladend wirkend – in der Hinsicht erinnert sie mich nicht nur die die Ziegelfassade an meine alte Arbeitsstelle in der Münchner Stadtbibliothek am Gasteig – ist sie innen durch eine Lichtkuppel hell und architektonisch durchaus interessant:

leicht martialisch von aussen, mich an den Gasteig erinnernd *g*
die Aussenfassade der STB Kuopio
Einblicke in die Bib - erbaut von einem Aalto-Schüler
Einblicke in die Bib – erbaut von einem Aalto-Schüler
klassisch, aber mit aha-effekten im detail...
klassisch, aber mit Aha-Effekten im Detail…

Die Arena in der Mitte der Bibliothek böte viele Möglichkeiten, ebenso wie der Rand der Holzrotunde, um hier auch Diskussions- und Arbeitsflächen und somit mehr Offenheit und Zugänglichkeit zu signalisieren – bei allem leichten und hellen wirkt die Bibliothek nicht nur auf den Bildern sehr klassisch in ihrer Wirkung.

hinter den kulissen - die Farbe weiss....
hinter den Kulissen – die Farbe weiss….

Bürgerbeteiligung und -partizipation wird oftmals eher ‚hinter den Kulissen‘ realisiert – dort sind ehemalige Büroräume umgestalten worden zu Lesetreffs und dort befindet sich auch das Puppentheater für die kleineren KundInnen der Bibliothek:

mit einem Puppentheater, der Leidenschaft des ehemaligen Direktors, der selber auch Stücke schrieb und spielte
das Puppentheater, der Leidenschaft des ehemaligen Direktors, der selber auch Stücke schrieb, inszenierte  und (mit)spielte

Mir ist bei meinem Besuch noch eine Kleinigkeit aufgefallen – im Positiven, nach dem ich erstmal gestutzt habe:

die Medienkörbe in Kuopio - mir gefällts - mobil am Kunden
die Medienkörbe in Kuopio – mir gefällts – mobil am Kunden

Auch wenn man über die Ästhetik streiten kann, gefällt mir der Einkaufswagen als Medienkorb nicht nur symbolisch gut – greift er doch den gerade in Deutschland immer noch bei vielen als negativ wahrgenommen Kundenbegriff auf, versinnbildlicht quasi die Funktion der Bibliothek als Idea-Store, Dienstleisterin und Wissenstankstelle. Auch vom ergonomisch-praktischen find ich diese Art von Bibliothekskorb einfach nur gut!

Päivi Savinainen, die Direktorin der Bibliothek, ist ihrerseits Juristin und daher auch stark involviert in die Ausgestaltung des neuen finnischen Bibliotheksgesetzes. Gemeinsam mit Kolleg*innen aus Helsinki und anderen Bibliotheken werden gerade Ausführungsbestimmungen und Leitlinien entwickelt, um das Gesetz (besser) in die Praxis der öffentlichen Bibliotheken zu transferieren.

Päivi Savinainen - Juristin und BIbkliotheksleiterin
Päivi Savinainen – Juristin und Bibliotheksleiterin

 

Dieses Engagement war auch in dem Interview und dem anschliessenden Gespräch wieder zu finden. Päivi gibt mir für meinen Blog – und für mich – folgendes Statement mit, das eine sehr ganzheitliche Perspektive auf Bibliotheken aber auch auf Wissensmanagement einnimmt:

Our duty is to offer know-how to every citizen, to give them individual guidance, and that’s the highest step in our Knowledge Management. And leadership is the way of implementing Knowledge Management – whether it is via social software or other factors doesn’t matter so much!

Jyväskylä

Mit dem Besuch in Jyväskylä startete meine Reise in die Mitte Finnlands – und ich habe mich auf diesen Stopp in der von zwei Seen umgebenen Stadt sehr gefreut.

Ankunft in Jyväskylä
Ankunft in Jyväskylä

Die Bibliothek ist nicht der schönste Bau in dieser Stadt – mit klassischer 70er Jahre Fassade wirkt er nicht so einladend wie die ansonsten in der Sonne liegende, leicht hügelige City.

ein klassischer 70er Jahre Bau
ein klassischer 70er Jahre Bau

Der äussere Eindruck täuscht aber, die Bibliothek ist von innen recht hell, geräumig und auch durchaus farbenfroh – das Logo verdeutlicht das sehr:

Logo der Bibliothek - farbenfroher Kontrast zur Fassade
Logo der Bibliothek – farbenfroher Kontrast zur Fassade

Die Bibliothek wurde vor einigen Jahren innen neu designt, dass sieht man ihr an – auch wenn eine richtige Generalsanierung noch auf Sicht warten lässt:

der Mittelpunkt der BIB ist am belebtesten
der Mittelpunkt der BIB ist am beleb- und beliebtesten

Kleine Sitzecken lösen die architektonisch sehr starr wirkende Atmosphäre auf:

in echt gemütlicher!
in echt gemütlicher!

… die sonst durchaus sehr strukturiert, aber nicht unbedingt abweisend wirkt:

innen aber ganz in ordnung
… innen aber ganz in Ordnung, wenn auch recht voll an manchen Stellen
auch Finnland ist nicht frei von Verboten
wenn auch nicht ganz frei von Verboten *g*

Die kommissarische Bibliotheksleitung Hanna Martikainen – die ‚eigentliche‘ Chefin macht ein Sabatical in Italien – und ihr Team versuchen, mit vielen Ideen die in die Jahre gekommenen Bibliothek zu beleben und sind da recht kreativ.

und aus ehemaligen abstellkammern wurden durch glastüren kleine Arbeitskabinen gemacht
… aus ehemaligen Abstellkammern wurden durch Glastüren kleine Arbeitskabinen gemacht
die Leseecke - eine sinnig aufgepumpte Idee...
die Leseecke – eine sinnig aufgepimpte Idee…

… des Bestsellerservices – allerdings hier auf Präsenz getrimmt. Heisst: in einer Leseecke werden aktuelle Renner meist im Taschenbuchformat nicht entleihbar zur Vor-Ort-Lektüre angeboten. Eine Idee, die in einigen finnischen Bibliotheken bereits umgesetzt ist und von den KundInnen sehr gut angenommen wird.

Musik zum selbermachen gibts in fast allen finnischen Bibs
Musikstudios zum Selbermachen gibts in fast allen finnischen Bibs…

… oft sehr großzügig ausgestattet und weit über eine E-Piano hinausgehend – oftmals werden auch Instrumente angeboten und auch – ähnlich wie in Köln – weitere MakerSpace-Elemente mit eher traditionellen Services kombiniert, vom Instrument ausprobieren über Musik aufnehmen, Musik komponieren und Tondaten schneiden.

In Jyväskylä findet sich ein ein recht gesunder Pragmatismus – neben den in Aquarien schwimmenden Fischen (nicht fotografiert), die eher beruhigende Wirkung haben, darf aber auch aktiv gestaltet werden – der Kunde als Co-Produzent mal runtergebrochen:

Ausmalbücher zum Ausmalen - und nicht nur zur Deko
Ausmalbücher zum Ausmalen – und nicht nur zur Deko

Hanna ist eine engagierte Kollegin, die gerne aber mit Respekt in die Leitungsschuhe ‚geschlüpft‘ ist und gespannt ist, wie sie mit ihrer Chefin – beide verändert durch die Erfahrungen der letzten Monate – neu zusammenarbeiten werden. Individuelles Wissensmanagement das so quasi direkt in eine  systematischen Kontext an ganz praktischen Beispielen gesetzt wird… Ein erneuter Besuch wenn möglich würde mich zumindest freuen!

Hanna Martikainen
Hanna Martikainen

Hanna hat ein ganz schön cooles Motto im Umgang mit ihrem Team,  das sie im Interview verlautbart hat und das ich hier auch wiedergeben darf:

Let Them Fly: We have to use the skills of our well educated staff and have to give them more responsibilities as well – just let them fly!

Ein Wahlspruch, der sich auch gut auf den Umgang mit den NutzerInnen der Bibliothek übertragen lässt.

Die Stadt hat mich mit wehenden Fahnen empfangen, und ganz besonders toll war mein Couch-Surfer-Host Teemu, der hoffentlich im nächsten Jahr auf dem Weg nach München vorbeikommt. Ist schon spannend, welche schöne Begegnungen auch (und gerade) außerhalb des bibliothekarischen Befragens möglich sind….

Teemu - weltbester Host in Jyväskyla
Teemu – weltbester Host in Jyväskyla

Und mit wehenden Fahnen und dem Überlandbus ginge dann viel zu schnell weiter nach Kuopio… Teemu ist dort aufgewachsen und so hatte ich viel Vorfreude und viel Tipps in meinem dadurch leichter werdenden Gepäck….

günstig weiter mit dem Überlandbus
günstig weiter mit dem Überlandbus

Jyvaskylä

 

Forschungssemester in Nordeuropa | Die Reiseroute | Teil Zwei

Teil eins meiner Route war quasi auch die erste Woche – einmal Südfinnland (Helsinki, Vaanta, Espoo, Tampere und Turku) und dann ein verlängertes Wochenende in Fiskars.

Teil zwei meiner Reise umfasst etwas mehr als 10 Tage – aufbrechend am 5. Juni aus Fiskars, wehmütig den Mann hinter mir lassend, nach Jyväskylä, dann weiter nach Kuopio und zwei Tage ohne offiziellen Termin dann Pause in Vaasa, bevor es nach Nord-Schweden ging, nach Umeä und von da dann nach Oulu, der nördlichsten Stadt in Finnland, von wo ich dann am 17. Juni nach Norwegen aufbreche:

der zweite Teil der Reise
der zweite Teil der Reise

Reiseimpressionen, ungeordnet:

 

wiedermal mit dem Bus...
wiedermal mit dem Bus…
Busfahren - Gott sei dank ist nur auf der Reise das Wetter wirklich grau...
Busfahren – Gott sei dank ist nur auf der Reise das Wetter wirklich grau…
mit dem Überlandbus kann man recht günstig und gar nicht so unkonfortabel reisen
mit dem Überlandbus kann man recht günstig und gar nicht so unkonfortabel reisen

… dauert halt und die Fahrer Brettern manchmal ganz schön…. Das WLAN im Bus ist eher zäh bis nicht existent – das ist eigentlich schade, bei den langen Strecken, die man in Teilen unterwegs ist….

Waser, Birken und Fichten - eines davon its immer zu sehen....
Waser, Birken und Fichten

…eines davon ist immer zu sehen…., egal ob man zu Fuss, mit dem rad, mit Bus oder mit Bahn reist….

... weiter gehts mit der VR-Bahn aus Vaanta nach Espoo.
… die VR-Bahnen …

… fahren zuverlässig und sind seit der Konkurrenz durch die Fernbusse auch günstiger geworden, selbst erste Klasse ist preislich ok, wenn auch der Komfort bis auf etwas mehr Raum nicht so viel anders ist.

Vaasa - Umeä und zurück - schön war das!
Vaasa – Umeä und zurück – schön war das!

und nette Begegnungen haben die Aufenthaltszeiten verkürzt und befruchtet – Coachsurfing und AirBnB ermöglichen es da wirklich günstig und gut, neben Stadt und Land auch die dort lebenden Menschen zumindest einen Moment lang nah zu erleben,

mit ilke und ihren freunden in Vaasa am grillen
mit ilke und ihren freunden in Vaasa am grillen

Teemu - weltbester Host in Jyväskyla
Teemu, mein Host in Jyväskyla, das war auch echt klasse da!