Mit dem Besuch in Jyväskylä startete meine Reise in die Mitte Finnlands – und ich habe mich auf diesen Stopp in der von zwei Seen umgebenen Stadt sehr gefreut.
Die Bibliothek ist nicht der schönste Bau in dieser Stadt – mit klassischer 70er Jahre Fassade wirkt er nicht so einladend wie die ansonsten in der Sonne liegende, leicht hügelige City.
Der äussere Eindruck täuscht aber, die Bibliothek ist von innen recht hell, geräumig und auch durchaus farbenfroh – das Logo verdeutlicht das sehr:
Die Bibliothek wurde vor einigen Jahren innen neu designt, dass sieht man ihr an – auch wenn eine richtige Generalsanierung noch auf Sicht warten lässt:
Kleine Sitzecken lösen die architektonisch sehr starr wirkende Atmosphäre auf:
… die sonst durchaus sehr strukturiert, aber nicht unbedingt abweisend wirkt:
Die kommissarische Bibliotheksleitung Hanna Martikainen – die ‚eigentliche‘ Chefin macht ein Sabatical in Italien – und ihr Team versuchen, mit vielen Ideen die in die Jahre gekommenen Bibliothek zu beleben und sind da recht kreativ.
… des Bestsellerservices – allerdings hier auf Präsenz getrimmt. Heisst: in einer Leseecke werden aktuelle Renner meist im Taschenbuchformat nicht entleihbar zur Vor-Ort-Lektüre angeboten. Eine Idee, die in einigen finnischen Bibliotheken bereits umgesetzt ist und von den KundInnen sehr gut angenommen wird.
… oft sehr großzügig ausgestattet und weit über eine E-Piano hinausgehend – oftmals werden auch Instrumente angeboten und auch – ähnlich wie in Köln – weitere MakerSpace-Elemente mit eher traditionellen Services kombiniert, vom Instrument ausprobieren über Musik aufnehmen, Musik komponieren und Tondaten schneiden.
In Jyväskylä findet sich ein ein recht gesunder Pragmatismus – neben den in Aquarien schwimmenden Fischen (nicht fotografiert), die eher beruhigende Wirkung haben, darf aber auch aktiv gestaltet werden – der Kunde als Co-Produzent mal runtergebrochen:
Hanna ist eine engagierte Kollegin, die gerne aber mit Respekt in die Leitungsschuhe ‚geschlüpft‘ ist und gespannt ist, wie sie mit ihrer Chefin – beide verändert durch die Erfahrungen der letzten Monate – neu zusammenarbeiten werden. Individuelles Wissensmanagement das so quasi direkt in eine systematischen Kontext an ganz praktischen Beispielen gesetzt wird… Ein erneuter Besuch wenn möglich würde mich zumindest freuen!
Hanna hat ein ganz schön cooles Motto im Umgang mit ihrem Team, das sie im Interview verlautbart hat und das ich hier auch wiedergeben darf:
Let Them Fly: We have to use the skills of our well educated staff and have to give them more responsibilities as well – just let them fly!
Ein Wahlspruch, der sich auch gut auf den Umgang mit den NutzerInnen der Bibliothek übertragen lässt.
Die Stadt hat mich mit wehenden Fahnen empfangen, und ganz besonders toll war mein Couch-Surfer-Host Teemu, der hoffentlich im nächsten Jahr auf dem Weg nach München vorbeikommt. Ist schon spannend, welche schöne Begegnungen auch (und gerade) außerhalb des bibliothekarischen Befragens möglich sind….
Und mit wehenden Fahnen und dem Überlandbus ginge dann viel zu schnell weiter nach Kuopio… Teemu ist dort aufgewachsen und so hatte ich viel Vorfreude und viel Tipps in meinem dadurch leichter werdenden Gepäck….