Kuopio hat mich bewölkt empfangen, und mein Host – diesmal habe ich auch wieder über Couchsurfing genächtigt – hat noch bis zum späten Abend gearbeitet. Kein Problem – Kuopio ist eine vom Wasser umgebene Stadt, und es war dann trotz vieler Wolken trocken und warm, und so habe ich mir ein Aussenbüro am See eingerichtet:
Das ostfinnische Kuopio ist die acht größte Stadt Finnlands, und umfasst tatsächlich mehr Wasser als Land in seiner Fläche. Das konnte ich am nächsten Tag bewundern, als ich den Puijo – einen Aussichtsturm am Rande der Stadt – erwanderte und bestieg – ein Ausflug, der sich sehr gelohnt hat:
Das Wetter hat mich also nicht wirklich im Stich gelassen, auch wenn ich ein- zweimal für wenige Minuten das Regencape auspacken durfte.
Aber kommen wir zur Stadtbibliothek von Kuopio – die auch regionalbibliothekarische Funktionen hat (Northern Savo Region Library) und daher auch eine große Reichweite abdeckt.
Äusserlich eher sehr martialisch anmutend und nicht unbedingt offen und einladend wirkend – in der Hinsicht erinnert sie mich nicht nur die die Ziegelfassade an meine alte Arbeitsstelle in der Münchner Stadtbibliothek am Gasteig – ist sie innen durch eine Lichtkuppel hell und architektonisch durchaus interessant:
Die Arena in der Mitte der Bibliothek böte viele Möglichkeiten, ebenso wie der Rand der Holzrotunde, um hier auch Diskussions- und Arbeitsflächen und somit mehr Offenheit und Zugänglichkeit zu signalisieren – bei allem leichten und hellen wirkt die Bibliothek nicht nur auf den Bildern sehr klassisch in ihrer Wirkung.
Bürgerbeteiligung und -partizipation wird oftmals eher ‚hinter den Kulissen‘ realisiert – dort sind ehemalige Büroräume umgestalten worden zu Lesetreffs und dort befindet sich auch das Puppentheater für die kleineren KundInnen der Bibliothek:
Mir ist bei meinem Besuch noch eine Kleinigkeit aufgefallen – im Positiven, nach dem ich erstmal gestutzt habe:
Auch wenn man über die Ästhetik streiten kann, gefällt mir der Einkaufswagen als Medienkorb nicht nur symbolisch gut – greift er doch den gerade in Deutschland immer noch bei vielen als negativ wahrgenommen Kundenbegriff auf, versinnbildlicht quasi die Funktion der Bibliothek als Idea-Store, Dienstleisterin und Wissenstankstelle. Auch vom ergonomisch-praktischen find ich diese Art von Bibliothekskorb einfach nur gut!
Päivi Savinainen, die Direktorin der Bibliothek, ist ihrerseits Juristin und daher auch stark involviert in die Ausgestaltung des neuen finnischen Bibliotheksgesetzes. Gemeinsam mit Kolleg*innen aus Helsinki und anderen Bibliotheken werden gerade Ausführungsbestimmungen und Leitlinien entwickelt, um das Gesetz (besser) in die Praxis der öffentlichen Bibliotheken zu transferieren.
Dieses Engagement war auch in dem Interview und dem anschliessenden Gespräch wieder zu finden. Päivi gibt mir für meinen Blog – und für mich – folgendes Statement mit, das eine sehr ganzheitliche Perspektive auf Bibliotheken aber auch auf Wissensmanagement einnimmt:
Our duty is to offer know-how to every citizen, to give them individual guidance, and that’s the highest step in our Knowledge Management. And leadership is the way of implementing Knowledge Management – whether it is via social software or other factors doesn’t matter so much!