Gut gerüstet nach einigen Tagen Vaasa bin ich – begleitet weiterhin von strahlend blauem Himmel – in die schwedische Partnerstadt Würzburgs gefahren – nach Umeä, der nördlichen schwedischen Großstadt, die ich Rahmen meiner Forschungsreise besuchen durfte. Die erst vor zwei Jahren, 2014 – Umeä war damals Kulturhauptstadt Europas – eröffnete Stadtbibliothek befindet sich mit Hotel, Restaurant, Cafe und Parkhaus in einem modernen Neubau namens Väven. Väven ist aber in erster Linie als Kulturzentrum geplant, das zudem auch Studios, Theater, Programmkino und das Women’s History Museum beinhaltet.
Mit den Bildern habe ich hier glaube ich ein wenig übertrieben – aber mir hat diese Bibliothek (und die Stadt) wirklich gut gefallen. Durchgängig hell und licht gestaltet orientiert sich der Bau an der Birke – die wiederum als Baum nicht nur mit Schweden, sondern insbesondere auch mit Umeä verbunden ist.
Spannend auch die Vorderseite mit den Lichtinstallationen, die den ganzen Tag laufen aber besonders abends gut sichtbar sind:
Bevor ich allerdings die Bibliothek von innen besucht habe, war ich – und allein das ist eine Reise wert – im Umedalens Skulpturpark. Phantastisch – und Jaume Plensa, einer der Künstler hat auch in der Bibliothek Gedichtketten in verschiedenen Sprachen als ‚Kunst im Bau‘ gestaltet. Eine Ahnung davon bekommt man, wenn man sich das Werk ‚Nosotros‘:
Meine photographischen Kompetenzen haben nicht ausgereicht, um die in der Bibliothek installierten Twentynine Palms abzulichten – aber die spanische Botschaft hat dies freundlicher Weise gekonnt:
Im youtube-Video hängen sie noch nicht an der Decke der Stadtbibliothek:
Twentynine Palms was made in 2007. It consists of curtains of letters made out of stainless steel. It is a materialization of some of Plensa’s favorite poems. He takes them out of the bidimensional paper and invites the visitor to walk through them, creating a sound when the steel letters collide.
Doch zurück zur Bibliothek:
Kulturzentrum – Kaffee – kommerzielle Bereiche – die Übergänge sind fliessend, das ist gewollt, als Besucher weiss man nicht, in welchem Gebäudeteil man sich befindet – lediglich abends wird ein dünnes, trennendes Gitter installiert, das die Bibliothek und das Museum vom Rest trennt.
Das lichte, niedrig-möbliert Geräumige zieht sich durchs ganze Haus – und das ist größer, als man so denkt:
Nicht jedem (Alt)Kunden gefällt der Neubau – und das wurde mir und Kendra – einer meiner Interviewpartnerinnen – von einer Dame bei der Hausführung auch zugeraunt. Die Orientierung sei wirklich nicht einfach….
Aber das Haus bietet Nischen für jeden Geschmack:
Aber auch vor der Bibliothek ist es sehr gemütlich – es gibt einen zweiten Kaffeebereich und bequeme Holzliegen, die permanent belegt sind:
Hier hat die Führung länger gedauert als das Interview, und ich komme beim Schreiben auch schon wieder ins Schwärmen…
Gunilla Brinck, Enhetschef der Umeå stadsbibliotek und Kendra McDonnell, die als ‚pedagogical librarian with focus on development and literacy‘ tätig ist, haben mit mir das Gespräch geführt.
Gunilla gibt mir folgende Botschaft mit – und hatte leider keine Zeit mehr fürs gemeinsame Photo:
People are different, and so we have to deliver different services. And we have to discuss how the staff’s profile has to be in future, and which competences a library as a whole should offer.
Von Kendra – die mich geduldig geführt hat, und unten auch zu sehen ist – habe ich folgendes festgehalten, im Zusammenhang mit Mitarbeitermotivation und Change-Management:
It’s easier for new employees in new positions to be more autonomously, and it’s harder so to say ‚to teach old dogs new tricks‘ – sometimes culture hinders evolving, and sometimes people feel be threatend by autonomy. So enlarge autonomy is quite a challenge.
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Abschliessend habe ich mich noch gefreut – und das muss ich einfach auch noch posten – in Umeä im Skulpturenpark an meinen Nachbarn in Köln, den bildenden Künstler Lutz Fritsch erinnert worden zu sein – der seinerseits auch viel mit Installationen und ‚Stangen‘ arbeitet: