Bei meinem Besuch in Turku wurde mir ein Zwischenstopp in Seinäjöki wenn irgendwie integrierbar in meine Reise nahegelegt. Die gelungene Kombination der dortigen Bibliotheken – der Aalto-Bibliothek aus dem 60ern und der 2012 fertiggestellten neuen ‚Apila library‘ (JKMM Architects) – müsse man auf einer Bibliotheks-Tour durch Finnland unbedingt mitnehmen.
Nun muss ich ja gestehen, dass ich persönlich die oft üvberschwengliche Begeisterung für Aalto nicht teilen kann – ich sehe das klare und zeitlose in den Bauten durchaus auch, trotzdem bleibt es eine (Architektur-)Sprache einer bestimmten Epoche.
In Seinäjöki ist es Aalto gelungen, in den 60er Jahren einen Teil des Stadtzentrums zu bebauen, so dass man zurecht von einem ‚Aalto-Zentrum‚ reden kann:
- Lakeuden Risti church (‘Cross of the Plain’) (1960); also the interior, textiles and the stained glass window of the chapel are designed by Aalto; height of the bell-tower 65 m.
- City Hall (1962); the architectural competition was started for the design of a “borough hall”; Seinäjoki was granted its town charter in 1960.
- City Library / Regional Library (1965); a “fan solution” typical of Aalto.
- Parish Centre (1966); in particular its entrance hall and parish meeting hall are architecturally important; also the adjacent church park is designed by Aalto.
- State Office Building (1968); the main interior of the building is the courtroom.
- City Theatre (1987); on the walls of the upstairs and downstairs foyers, there are bent wood relieves by Aalto.
Die Stadtbibliothek – der alte Teil – ist eines der Gebäude, und sie ist auch heute noch in Betreib – unterirdisch verbunden mit dem Neubau beinhaltet sie Lesesäle und Bestände aus Regional- und Sachliteratur sowie Ausstellungsräume, hauptsächlich gefüllt mit Glasarbeiten von Aalto selbst:
Zu der Sammlung, zu Aalto in Seinäjöki aber auch zu der Bibliothek empfiehlt sich folgende Podcast von Mark Wiltshear in seiner Explore Finland Radio Show.
Als ‚moderne Bibliothek‘ allerdings ist die Aalto-Bibliothek bereits seit langem zu klein für die inzwischen nicht nur durch Eingemeindungen stark gewachsene Stadt, sie ist auch in den Funktionalitäten zu eingeschränkt – die Funktionen der aktuellen Bibliothek gibt die Vision der Architekten gelungen wieder:
It is thus conceivable that once looking for actual information no longer plays a central role, the significance of the library as a place for interacting with information will be highlighted. Its key mission is to provide a setting for encounters, meetings and events. Encouraging the users to be active, rather than passively receiving information and services, is also important.
In other words, the library has to be a versatile, flexible and adaptable public space.
Alte und neue Bibliotheken bilden dennoch eine organisatorische Einheit, sie sind durch einen Kellergang, der hell in Weiss erleuchtet ist und Regale wie Aufenthalts-Kojen umfasst, gelungen verbunden – auch wenn von den Kunden überwiegend der Neubau geschätzt wird.
Inspiriert für diese Kojen wurden die Architekten durch Douglas Adams Hitchhikers Guide though Galaxy – Literatur als Quelle für architektonisches Design, dies zeigt sich auch bei der Kinderbibliothek (s.u.).
In der Bildmitte ist Hanna Kotila zu sehen, die kurzfristig (ich habe mich einen Tag vor meinem Auftauchen angemeldet) Zeit gefunden hat und mich engagiert durch die Bibliothek führte. Sie hat in Seinäjöki studiert und ist direkt hängengeblieben – in ihrer Mail-Signatur zitiert sie Samuel Green:
„We do reference because there’s too much stuff and it’s hard to find“
Eine passende Überleitung zur zentralen Informationstheke:
Ein gern und viel genutzter Veranstaltungsraum.
Die Kinderbibliothek hat mich ein wenig an die Kuben in der neuen Stuttgarter Zentralbibliothek erinnert – auch wenn dort ein anderes Konzept verfolgt wird, Hier hat man sich an einer bekannten finnischen Kindergeschichte mit einem Esel orientiert, und die – im Gegensatz zu Stuttgart sehr offenen Kuben – nach den Stationen seiner Reise gestaltet. ‚Little donkey from Hiddenland‘ (Piilomaan pikku aasi) wurde 1977 von Lea Penaten geschrieben und illustriert by Maija Karma.
Eine zweistündige Stippvisite nach der Fähre von Umeä nach Vaasa – weiter geht es nun mit dem Zug nach Oulu, meiner letzten finnischen Station.