Oslo ist ja nun seit ein paar Jahren meine liebste Stadt in Norwegen – und so habe ich mich gefreut, gleich mehrfach hier vorbei schauen zu dürfen, auch immer gleich für einige Tage.
Besonders gefreut hat mich der Besuch von Wolfgang, meinem langjährigem Freund und ehemaligem Chef aus München – der kann fliessend norwegisch und kennt die Stadt wie seine Westentasche.
Wir haben uns die Stadt angeschaut, sind natürlich auch Bötchen gefahren und in diversen Museen gewesen, aber auch in einigen Bibliotheken. Zu Toyen und Toyen Youth schreibe ich unten noch was – spannend war auch die recht neue Bibliothek in Furuset, etwas ausserhalb Oslos:
Das war einen kleinen Ausflug wert, doch schauen wir zur Zentralbibliothek, der Deichmanske (alt). Alt deshalb, weil der Neubau in Planung ist und wohl 2020 öffnet…
Einen ersten Eindruck von dem Charme der Osloer Stadtbibliothek bekommt man im Flur des Literaturhauses – da ist das System der Bibliothek auf Plexiglasskizzen wohl in den 90er Jahren mal festgehalten worden:
Die Deichmanske ist ein in die Jahre gekommenes Juwel, ein inzwischen viel zu kleiner Bau, der aber immer noch einen sehr eigenen Charme hat:
Mehr Bilder (und besser als meine) gibt es in:
http://frankps.net/deichmanske-hovedbibliotek/
Ich habe dann auch verzichtet, Fotos zu machen von einem Haus, dessen weitere Nutzung man bereits plant…
Viel interessanter ist der Blick auf die neue Bibliothek, die neben der Oper entstehen soll und von der gerade mal die Kellergeschosse stehen – leider im Wasser, was die Planungen nach hinten schiebt.
Wie groß der bespielbare Bibliotheksraum wird, so die Kolleg*innen aus dem Goethe-Institut, ist gerade mal wieder innerstädtisch in der Diskussion. Das hat auch meine Interviewpartnerin angesprochen, die Leiterin der Osloer Stadtbibliothek und zukünftige Direktorin des Norwegian Arts Council, Kristin Danielsen. Immer mehr Flächen sollen an wen auch immer vermietet werden, um die laufenden Kosten des Bibliotheksbetriebes und damit des städtischen Haushalts zu reduzieren. Eine wirkliche Lösung ist hier nicht in Sicht – immerhin sollen die potentiellen Mieter auch ins Profil passen und weitestgehend nicht-kommerziell sein…
Aber die Pläne stehen schon, und im Kunsterneshuset gab es sogar ein Modell zu betrachten und mit GoogleGlass in 3D zu erleben…
… und das Interview mit Kristin war sehr, sehr inspirierend. Und das gibt sie mir für den Blog hier frei:
‚Stay awake!‘ is the slogan of Deichmanske, and that means being aware about what’s going on in society and in your own life. It’s about ‚hack reality‘, about improving critical thinking and curiosity – about us as a library empowering the people to get out the best version of themselves.
Neben der neuen Deichmanske hat in Oslo seit einiger Zeit auch das Konzept von Toyen und Toyen Youth internationalen Vorbildcharakter bekommen. Insbesondere Toyen Youth – zugänglich nur für Jugendliche zwischen 10 und 15 Jahren – gilt als Vorzeigeprojekt. Unter Beteiligung von Fokusgruppen mit Jugendlichen wurde folgendes erarbeitet und realisiert:
The youth said they wanted a place to hang out, relax, and escape parents and siblings. In addition, they needed a safe place to socialize and said it should be a space where they can create and do things together. The library has achieved these goals by creating a cool and comfortable ‘third’ space between school and home where youth can learn, explore, and be themselves.
Die Jugendlichen haben statt Systematik ihre eigenen Interessenkreise kreiert, und auch sonst wird viel in enger Kooperation mit der Zielgruppe erarbeitet.
Die ‚Mutterbibliothek‘ zu Toyen Youth – Toyen ist vom selben Architekturbüro entworfen – und wirkt mehr wie ein Wohnzimmer oder ein Kaffee denn wie eine Bibliothek, und ist wie Furuset auch eine Open bzw. eine Self-Service-Library.
In Oslo also viel Bibliothek, aber auch viel schöne Momente – der (zweifache) Abschied war jedesmal schwer…