Uppsala, die viertgrößte schwedische Stadt, ist den älteren LeserInnen durch Kirsti Sparboes Chanson ‚Ein Student aus Uppsala‚ bekannt, und tatsächlich ist Upsalas Universität die zweitälteste in Schweden, und v.a. durch Carl von Linné bekannt, der hier zu im 18. Jahrhundert die immer noch gültige botanische und zoologische Taxonomie begründete, und dessen Garten auch heute noch eine Besichtigung wert ist.
Aber auch die Stadtbibliothek – zentral in der Stadt gelegen – kann sich sehen lassen, sie ist hell und geräumig und umfasst einen Häuserblock mit Innenhof – architektonisch auch ganz spannend gelöst.
MYS – LÄS – UPPTÄCK – LEK : Gemütlichkeit – Lesen – Entdecken und Spielen beschreibt das bunte Motto der Bibliothek ganz gut, und so steht es auch in große Kommata gesetzt an der Wand.
Die Bibliothek ist ansonsten recht klassisch aufgebaut, bietet allerdings viel Platz für die unterschiedlichen Zielgruppen und konzentriert sich – dies zeigt sich in den Bildern nicht – auch sehr auf die Dienstleistungen für das Umland, die insbesondere von den beiden Bücherbussen übernommen werden.
Sarah Bengtsson, Enhetschef Bibliotek Uppsala, war meien Gesprächspartnerin in Uppsala und hat mich durch die Bibliothek und auch in die Bücherbusse geführt.
Zwei große Themen haben sich durch das Interview gezogen, die einerseits mehr die interne Komponente des Wissensmanagements aufgreifen, andererseits aber auch die gesamtgesellschaftliche:
We are building open networks within the staff, to spread knowledge and gain expertise through cooperative lectures, workshops and discussions. We have to provide learning opportunities and to encourage dialogs between the different experiences, skills and opinions. That makes us better!
Freedom of speech und der Umgang mit Hass v.a. in der virtuellen Kommunikation beschäftigen die Bibliothek sehr:
We’re influenced by everything that’s going on, and esp. freedom of speech is a big topic: How shall we deal with hate speech, how shall we interpret this in our libraries activities, how shall we reflect those opinions you don’t agree with, being a place, where everybody should be welcomed?
Es ist und bleibt ein Balanceakt, gerade im Veranstaltungsbereich, welche Gruppierungen, Parteien und Interessenvertretungen man wie einlädt und wie man vor allem Konfliktthemen im Öffentlichen Raum positioniert… Die Überlegungen, die hier v.a. die norwegischen Bibliotheken bereits (hier ist ja Stavanger sehr profiliert) unter der Überschrift ‚discussion arena‘ aufgreifen und umsetzen, liefern gute Beispiele….
Mit nicht ganz 150.000 Einwohnern ist das zentral in Schweden liegende Örebro die siebtgrößte Stadt des Landes – und bezeichnet sich als heimliche Fahrradhauptstadt. Dass dies nicht ganz von der Hand zu weissen ist, zeigt sich auch an der Aussenaufnahme der Stadtbibliothek:
Den gemütlich-offenen Eindruck, den man bereits am Bahnhof von der gesamten Stadt bekommt, findet man auch auf dem Weg aber auch vor allem innerhalb der Bibliothek. Diese ist sehr geräumig luftig und gehalten und setzt – so macht es Eindruck – in erster Linie auf Aufenthaltsqualität.
Das Örebro Immigranten aus über 150 Ländern hat, wird vor allem in der Kinderabteilung der Bibliothek sichtbar – hier finden sich Bilderbücher auf unzähligen Sprachen:
Die Bibliothek sieht sich in erster Linie der Lese- und Sprachförderung verpflichtet, so meine beiden Interviewpartnerinnen Annica Helgadotter Påle, Head of Örebro Public Library, und Maria Tjärnbro, Process Leader.
Das Publikum sei eher konservativ, aber das Vertrauen in die Arbeit der Bibliothek ungebrochen groß:
Our visitors really want to be served, everyone is not interested in doing things themselves – but I think that might come with the next generation.
Annica Helgadotter Påle
Head of Örebro Public Library
Everyone loves libraries – the public’s trust in us can’t be much bigger!
Maria Tjärnbro
Process Leader
Stichwort Aufenthaltsqualität: das Bild ist übrigens im Publikumsbereich gemacht – Kunstausstellungen finden regelmäßig statt und sind auch gut in Szene gesetzt.
Örebro ist eine wirklich sympathische kleine Stadt, mit einem Wasserschloss als zentralem Wahrzeichen in der Stadtmitte und vielen netten Ecken zum Verweilen.
Norrköpping ist eine alte Industriestadt, der es viele Jahre wirtschaftlich nicht besonders gut ging, und die immer die etwas ‚abgehängte‘ Schwester der größeren Universitätstadt Linköpping war. Seit einige Zweige der Universität nun nach Norrköpping verlegt sind, und seit Norrköppings verlassene Textil-Industriezentren umgewandelt worden sind in eine Museums- und Kulturlandschaft, geht es der Stadt besser, allerdings noch lange nicht gut.
Die Stadtbibliothek selbst liegt am Rand der Innenstadt und ist ein Betongebäude aus den 70er Jahren – man sieht es ihr aussen aber auch innen an, das der kommunale Etat gerade für die inhaltliche Arbeit und einen recht ordentlichen Medienbestand ausreicht, nicht aber für größere Modernisierungsmassnahmen.
Das Gebäude an sich ist großzügig für die Bibliothek, die Lage ist auch recht zentral Nähe Busbahnhof und es wird durchaus versucht, mit den zur Verfügung stehenden Mitteln in kleinen Schritten Modernisierungen einzuleiten.
Ist man in der Bibliothek, kann man hier mit etwas Fantasie und einer entsprechenden Finanzspritze eine zeitgemäße Bildungs- und Kultureinrichtung realisiert werden.
Das weiss auch mein Gesprächspartner, der als Berufsbezeichnung ‚1st librarian‘ führt und mir viel über Norrköpping Bibliothekslandschaft erzählt hat.
Ola hat eine sehr fordernde Einstellung gegenüber neuen Mitarbeitern – diese sollen sich kritisch in die Arbeit einbringen:
New staff have to question everything and to ask us: Why are you doing that? We tell them: Think about your ideas!
Nur so könne die Bibliothek zukunftsfähig bleiben, meint er, und dass Bibliotheken als physischer Ort weiterhin notwendig sind, liegt für ihn auf der Hand:
We are open-minded, looking outside our door to capture the needs of our citizens. And there is a need for a physical space – for people to meet and share their opinions! And that’s us.
Borås ist eine Kleinstadt mit knapp 108.000 Einwohnern, und liegt idyllisch in Südschweden, ca. 90 Minuten weit weg von Göteborg im Landesinneren.
Im LIS-Bereich ist der Name v.a. auch wegen der Swedish School of Library and Information Science (SSLIS) bekannt, die Teil der dortigen Universität ist – leider habe ich es bei meinem kurzen Aufenthalt nicht geschafft, die Fakultät zu besuchen…
Die Stadtbibliothek arbeitet viel mit den KollegInnen dort zusammen, auch um Experimente und Ideen zu verstetigen, wie Åsa Hedberg Karlsson, Bibliotekschefin der Borås Stadtbibliothek, im Gespräch sagt – darauf hinweisend, dass diese Möglichkeiten noch bei weitem nicht ausgeschöpft seien:
Our decisions have to have valid reasons – we used to do copying and things our users wanted – it’s ok to start with experiments but we need to build our projects on deeper results – we do that too little, to use research.
Die Bibliothek selbst ist in einem Kulturzentrum untergebracht – und die gemeinsame Nutzung von Räumlichkeiten ermöglicht ein vielschichtiges Veranstaltungsspektrum.
Die Glasfassade ist zentrales Element und macht die Bibliothek hell und freundlich, auch wenn immer noch Regale und Medien die Institution sehr dominieren.
Beim Einbau der Sortieranlage und der Rückgabe musste improvisiert werden, baulich war das nicht vorgesehen und so wurde eine wie ich finde ungewöhnliche Lösung gefunden: der große Sorter wurde einfach mitten in die Bibliothek gestellt, ganz ohne Trennwand und zugänglich für Kunden und Mitarbeiter.
Das Ganze ist bei weitem nicht so laut und störend wie erwartet – es wird von der Belegschaft als recht praktisch empfunden und die Kunden (insbesondere die Kinder) finden es super spannend, live die Rückgabeprozesse verfolgen zu können:
Auch Boras legt einen Schwerpunkt auf Kinder- und Jugendbibliotheksarbeit, und hier hat sich die Stadtbibliothek etwas besonderes einfallen lassen:
Angelehnt an das Bilderbuch ‚Knacka på‘ der Autorin Anna-Clara Tidholm hat man in den Kellerräumen der Bibliothek, unterstützt von KinderpädagogInnen, eine Art Erlebniswelt eingerichtet, in dem v.a. Kindergarten- und Grundschulgruppen frei nach verschiedenen Motti die Räume – die alle unterschiedliche Schwerpunkte haben – erkunden: Es gibt entsprechend viele Räume wie Doppelseiten in dem Bilderbuch – und Elemente aus dem Buch finden sich entsprechend wieder.
Die Idee, aus nicht genutzten Kellerräumen ein kinderpädagogisches Vorzeigeprojekt zu kreieren, dabei einen schwedischen Bilderbuchklassiker innovativ einzubinden (und die Unterstützung der Autorin zu gewinnen!) fasziniert mich immer noch sehr – genau wie das Konzept dahinter: Die Kinder werden bewusst nicht ‚bespielt‘, sondern sollen sich frei entfalten…
Der Besuch in Boras hat sich mir sehr stark eingeprägt – und daran ’schuld‘ ist v.a. auch Åsa Hedberg Karlsson, die Leiterin der Stadtbibliothek, die mich mit viel Humor und einer großen Begeisterung in ihrer Bibliothek empfangen hat.
Die sich wandelnden Funktion der Öffentlichen Bibliothek sieht Åsa ebenso positiv wie die Integration ‚ihrer‘ Bibliothek in das Kulturzentrum – und entsprechend fallen auch ihre Statements aus:
We are supposed to work with the fast changes in the digital society, it’s about satisfying the customer’s individual needs, about reducing the digital gap – like being a drop-in supporting single subjects. So we turn nowadays more into a civil office.
Individuelle Unterstützung und eine Agieren als ‚Bürgerzentrum‘, das wird, so Åsa, der Schwerpunkt der Bibliotheksarbeit in den nächsten Jahren sein – und Bürgerzentrum zu sein bedeutete auch, verstärkt mit den Bewohnern auch kritisch und fordernd zu interagieren:
In earlier times we as a library wanted to be nice and were afraid of conflict. Now that we are based in a cultural centre, we are much better at being an arena of debate. We want our visitors to interact with us, we want to be their everyday stage!
Damit greift sie quasi ein Denkmal auf, das sich fussläufig wohl keine 200 Meter von der Bibliothek entfernt findet – und das an einen lokal berühmten Volksredner aus den 20Jahren des letzten Jahrhunderts (wenn ich mich richtig entsinne) erinnert:
Bei so viel Input und Inspiration hab ich dann keine Lust mehr gehabt auf einen Besuch im
Umeä und Göteborg habe ich als ‚Zwischenstopps‘ bereits vor längerer Zeit besucht, nun stehen einige weitere schwedische Großstädte an:
Mein erstes Ziel ist Boras, und dann geht es weiter über Norköpping nach Örebro, bevor ich in Stockholm für 10 Tage meine Basis aufschlage, um neben einem Interview mit der dortigen Direktorin auch Besuche in Vasteras, Uppsala und Huddinge zu realisieren.
Von den ursprünglich anvisierten 15 Städten darf ich nun (die vielen Veränderungen in den Planungen und Terminen kosten schon auch viel Organisationszeit) zehn besuchen – und das in der Sommer- und Urlaubszeit war für mich nicht wirklich vorhersehbar, damit bin ich sehr zufrieden.
Auf Stockholm freue ich mich besonders – hier habe ich während meines Studiums mit Freunden zusammen ein Erasmus-stipendiertes drei-monatiges Praktikum gemacht, auch bei der dortigen Stadtbibliothek.
Die Reise selbst wird sicher weniger spannend, ist doch das voraussichtlich einzige Verkehrsmittel die Bahn, und auch landschaftlich ist Schweden ja landschaftlich homogener als Norwegen. Wobei ich mich auf die Schären in Stockholm und auf viele Schwimm-Möglichkeiten (die ich in guter Erinnerung noch habe) sehr freue.
Und auch meiner letzten Station in Schweden, Malmö, schaue ich mit freudiger Erwartung entgegen. Hier hat mir Julia Bergmann viel über Garaget erzählt und mich neugierig gemacht, was mich sonst so in dieser pulsierenden Grenzstadt zu Dänemark erwartet.
Ein wenig Wehmut macht sich auch breit – ist doch der ‚Berg‘ der Reise hiermit in seiner Spitze erreicht. Es ist Halbzeit, so langsam geht es nun zurück Richtung Deutschland….
Norwegen ist das Land, welches ich vorher bereits öfter besucht habe und was mich vorab in der Planung am meisten begeistert hat – und dies auch zurecht, wenngleich ich Finnland wirklich lieben gelernt habe. Landschaftlich waren aber die Impressionen meiner Reise mit Boot, Bus, Bergwanderung und Bahn unvergleichlich.
Doch das soll hier nicht im Vordergrund stehen. Die Öffentlichen Bibliotheken in Norwegen sind ähnlich innovativ die in Finnland, auch hier ist der Versuch einer gelingenden Balance der bibliothekspolitischen Positionierung zwischen (kommunal)politischer Bühne, Bürgerbeteiligung und Kulturveranstalter in seinen offenen Entwicklungen gleichermaßen greifbar. Die Bibliotheken sehen sich als Wohnzimmer der Städte, die auch strittigen Themen ein Podium geben möchten, die aber auch digital und ausstattungsgemäß modern sein möchten. Die Entwicklungen v.a. in Toyen und der neuen Deichmanske verdeutlichen das ebenso wie die umfassenden Umstrukturierungen (inhaltlich, räumlich, personell) in Bergen, Stavanger und (nicht ganz so intensiv) Trondheim.
Die Bibliotheken in Norwegen sind auch rechtlich ähnlich gut abgesichert und vernetzt wie in Finnland, und auch hier gibt es ein aktuelles Strategiepapier:
The Ministry of Culture National strategy for libraries 2015–2018: The central government’s tasks and responsibilities regarding the development of the public libraries
Das ganze ist ein wenig formaler aufgemacht als die doch eher bürgernahe und übersichtliche Version der Finnen, inhaltlich aber ähnlich spannend und die gleichen Themen aufgreifend.
So schreibt der Direktor der Nationalbibliothek, Aslak Sira Myhr – der gleichzeitig auch die Funktion eines nationalen ‚Oberbibliothekars‘ hat und – wie meine InterviewpartnerInnen unterstreichen sehr an den Öffentlichen Bibliotheken und ihrer Arbeit interessiert ist und diese stark in den Fokus seiner Arbeit richtet:
Our strategy in a new digital era will develop this notion of the library as a public educator where the library is part of the foundation of democracy and the lifeblood of the Norwegian cultural system.
The modern library must be a digital knowledge resource, giving access to knowledge and culture you would either have to pay for or that would be inaccessible. And the librarian must act as a guide to this knowledge. A modern librarian cannot be replaced by Google but must be able to give the user the help that Google cannot provide.
The library of the future is a meeting place: a cultural institution that arranges events for the public, an arena for debate that develops and expands democracy, and a learning arena that disseminates and shares knowledge. It is a place where people can be both neutral members of the public and active participants.
Das deckt sich sehr mit den Aussagen meiner Interviewpartner, die ich an dieser Stelle noch einmal abschliessend in der Reihung meiner Besuche (Göteborg aussparend, das kommt dann in das schwedische Fazit) wiederholen möchte:
‚Stay awake!‘ is the slogan of Deichmanske, and that means being aware about what’s going on in society and in your own life. It’s about ‚hack reality‘, about improving critical thinking and curiosity – about us as a library empowering the people to get out the best version of themselves.
Kristin Danielsen
(ehemalige) Leiterin der Osloer Stadtbibliothek und
jetzige Direktorin des Norwegian Arts Council
We have to be a cultural arena, an informal and formal meeting space for the community. We want to create attractive environments, where people can interact and discuss, as well as work in privacy.
Lene Romstad
Rådgiver/advisor in Trondheim folkebibliotek
We are proactive in closing gaps between ‘information poor’ and ‘information rich’. In doing so we are focusing on being a place where everybody has equal access and equal rights.
In it’s past, the library focused mainly on culture and reading – nowadays we are working with partners in technology, music, science and entrepreneurship. We used to ask for partnerships – today they are coming to us! And we cooperate with different community groups, knowledge-groups, that we build on as resources for strong networks.
Sverre Helge Bolstad
Avdelingsleder Teknologi og læring, Bergen
What is unique with the idea of a library, what is unique with us – the answer to that question is what we use to build and change our library on all levels. And we dare to take all the chances we get!
Libraries used to be orientated towards giving the whole public access to knowledge. However – we have moved from a knowledge institution to a cultural institution and are particularly good at the latter. But we have to keep being a knowledge institution as well…
Marit Egaas
Leiterin der Stadtbibliothek Stavanger
und des Solvberget Kulturhauses
Stavanger ist eine idyllische Hafenstadt in Norwegen – zumindest bei schönem Wetter, das mich hier ein wenig im Stich gelassen hat. Es war eher trüb, doch gut gelaunt durch die Fährentour mit den Zwillingen und durch Erzählungen von Freunden und Kollegen aus München, die Stavanger 14 Tage vor mir besucht haben, habe ich mich sehr auf die Stadt gefreut.
Von der Bibliothek respektive dem Solvberget Kulturzentrum hatte ich bereits einiges durch die vorherigen Gespräche gehört – insbesondere die neugestaltete Eingangsebene aber auch die demokratiepolitische Arbeit der Bibliothek waren häufiges Gesprächsthema. Die Bibliothek versteht sich als Diskussionsarena und als Plattform auch für strittige (kommunal)politische Themen und organisiert entsprechende Veranstaltungen.
Von aussen ist das Gebäude ein klassischer, nicht unbedingt schöner 70er Jahre Bau, der es in sich hat – und hier zitiere ich gerne:
Velkommen til SØLVBERGET, Stavanger kulturhus! A public cultural house that is competing with shopping stores on the high street for the number of visitors. And it does this in style. Along with a modern library, it offers magazines and press, fast Internet access, cinema, filmoteca, a charming cafe, and most importantly, plenty of liberating space for you to do anything you fancy. Or, almost anything.
Und es wird noch mehr werden – die Bibliothek wird gerade Schritt für Schritt modernisiert in den oberen Etagen, und auch organisatorisch wird in eine Matrixplanung umgestellt. Daher habe ich hier nur Bilder von aussen und von der Eingangsebene zu bieten – und ‚in echt‘ ist das alles noch weitaus beeindruckender:
What is unique with the idea of a library, what is unique with us – the answer to that question is what we use to build and change our library on all levels. And we dare to take all the chances we get!
Das ist das eine Statement der Leiterin, Marit Egaas – und es lohnt sich sicher, in 2017 Stavanger erneut zu besuchen: Die Fortschritte auf den oberen Ebenen werden dann sichtbar und sicher auch beachtlich sein, die Pläne, die Marit Egaas, die Leiterin von Kulturhaus und Bibliothek mir in dem Gespräch und vor allem in der anschliessenden Führung mitteilte, sind spannend. Da bekommt man direkt Lust, den Prozess zu begleiten….
Marit hat mir aber zudem eine weitere ‚Botschaft‘ mitgegeben, die den Spagat der Bibliothek von heute aufgreift:
Libraries used to be orientated towards giving the whole public access to knowledge. However – we have moved from a knowledge institution to a cultural institution and are particularly good at the latter. But we have to keep being a knowledge institution as well….
Soviel zur Bibliothek und den anstehenden Herausforderungen, ich möchte aber abschliessend noch einige Inspirationen von meiner beeindruckenden Tour zum PREIKESTOLEN (THE PULPIT ROCK) mitgeben – das war wenn auch wechselhaft vom Wetter mit einer der schönsten Eindrücke in Norwegen (wenn auch der Weg dahin alles andere als ein einsamer Pfad ist, sondern eine Touristenrennstrecke *g*):
Die Fahrt nach Trondheim von Göteborg/Oslo mit dem Zug war landschaftlich schon ein Ereignis – und das nicht nur wegen drei Elche am Wegesrand…
Trondheim selber hat mich mit gemischtem Wetter aber wunderschönen Sonnenuntergängen und zahlreichen Regenbögen empfangen. Es ist eine kleine Stadt, mit vielen liebevollen Winkeln zum Erkunden und einer belebten Innenstadt. Mit mir – und das war dann schon auch skurril zu Erleben – war die Königsfamilie vor Ort, Strassensperren und winkenden älteren Damen mit Hut aus vorbeifahrenden Autos (Her Majesty) inbegriffen.
Viel zu erleben also in den drei Tagen vor Ort. Und das auch in der Bibliothek. Die macht von Aussen einen eher ‚drögeren‘ Anblick, die Seitenansicht wirkt eher mäßig modern, die Vorderansicht historisch:
Von der alten Bibliothek (und dem Alten Rathaus) kommt man über gut integrierte und ansprechend inszenierte Ausgrabungen in den eigentlichen Eingangsbereich der Bibliothek:
Der museale Auftritt der Bibliothek wird zukünftig durch den geplanten Anbau des Stadtmuseums an die Bibliothek sicher intensiviert – Überlegungen, wie hier eine Art Kulturhaus entstehen kann und wie die bestehenden Partnerschaften intensiviert werden können werden z.Zt. getätigt.
Spannend wird es dann beim Eingang im Hof: Hier wurde gerade in einem Projekt Urban Gardening der Platz attraktiv und mit Erfolg belebt:
Auch ansonsten wird viel geplant: Die Decke der Bibliothek soll geweisselt werden, um nicht mehr ganz so drückend und moderner zu wirken – aber viel wurde in den letzten Jahren auch erneuert. Die Bibliothek macht einen soliden, hellen Eindruck, und die Mischung aus alt / Museal und neu lädt sehr zum Verweilen ein.
Lene Romstadt, Rådgiver/advisor in Trondheim folkebibliotek, war eine offene und lustige Gesprächspartnerin, die mir viel über Pläne und aktuelles Standing der Bibliothek mitgeteilt und und folgendes Statement für den Blog freigegeben hat:
We have to be a cultural arena, an informal and formal meeting space for the community. We want to create attractive environments, where people can interact and discuss, as well as work in privacy.
Oben ist schon angeklungen, dass in Trondheim Kultur – vor allem aber auch Literatur und Literaturvermittlung eine wichtige Rolle spielt, und dass liegt vor allem an der vor über 20 Jahren nach Trondheim gezogenen Johanna Haug zu tun, die als Veranstaltungsmanagerin der Stadtbibliothek ein weit über Norwegen hinausreichendes Netzwerk an Beziehungen in die Literatur- Kultur- und Verlagswelt aufgebaut hat. Und mit der ich bereits überlege, wie und was wir – der BIB — mit Norwegen als Gastland auf der Buchmesse 2019 in Frankfurt machen…. Netzwerken im besten Sinne, auch das war (und ist!) Trondheim!
Bevor ich über die Bibliothek und über Bergen erzähle, möchte, ja muss ich noch einig (zuviele?) Bilder von der fast 14stündigen Nachtbusfahrt von Trondheim (Abfahrt gegen 22:30) nach Bergen (Ankunft gegen mittags) hier posten.
Der Weg ist das Ziel – und dieses Motto passt treffend auf die wirklich wunderschöne Fahrt:
Und in Bergen selber – der Stadt in der es immer regnet – bin ich nicht immer trockenen Fusses unterwegs gewesen – aber ich hatte quasi ja auch die Wohnung ‚im Wasser‘ gewählt:
Besonders war auch – ich tapste so durch die Stadt – der Schulterklopfer, verbunden mit der Frage: „Du bist doch Tom – wir kennen uns aus Köln und Diesen….“. Ein ‚getöpfertes‘ Zusammentreffen von Birgit Brühl, Keramikerin aus Köln und Bergen, die ich über meinen Partner kenne und die mit ihrer Schwester Beate, die sie aus den USA besuchte, unterwegs war.
Wir haben es uns dann ganz lustig gemacht, und die beiden haben mich dann – der Zufall hat’s ermöglicht – auch nach Stavanger mit der Fähre begleitet, wo ich dann ausgestiegen bin während die Brühl-Sisters weiter nach Köln gereist sind.
Aber das ist eine andere Geschichte – zurück nach Bergen und nun auch endlich zu der Bibliothek:
Bergens Bibliothek ist gerade im Umbau – der Jugendbereich wird grundsaniert und neu konzipiert und auch in vielen anderen Bereiche stehen Veränderungen an. Programmatisch ist die Bibliothek schon lange im 21. Jahrhundert angekommen, auch im Veranstaltungsbereich ist viel geboten – (innen)architektonisch wird jetzt peu a peu nachgezogen.
In Teilen ist das gelungen – die Fassade ermöglicht schöne ausblicke, und das Kaffe ist zum beliebten Treffpunkt geworden – die Bibliothek liegt auch günstig, direkt zwischen Bahnhof und Museen.
In Bergen hatte ich zwei Gesprächspartner*innen – Sverre Helge Bolstad – Avdelingsleder Teknologi og læring – und Ritha Helland, avdelingsleiar Loddefjord Bibliothek.
Beide geben mir folgendes mit für den Blog:
We are proactive in closing gaps between ‘information poor’ and ‘information rich’. In doing so we are focusing on being a place where everybody has equal access and equal rights.
Rita Helland
In it’s past, the library focused mainly on culture and reading – nowadays we are working with partners in technology, music, science and entrepreneurship. We used to ask for partnerships – today they are coming to us! And we cooperate with different community groups, knowledge-groups, that we build on as resources for strong networks.
Von Oslo aus habe ich dann nach Umeä den zweiten Abstecher nach Schweden – diesmal allerdings nach Göteborg – unternommen.
Ähnlich wie in Umeä hat man es auch hier mit einer neuen Bibliothek zu tun – allerdings nicht mit einem Neubau, sondern mit einem Erweiterungsbau. Die alte Bibliothek wurde ummantelt und ergänzt und so wurde 2014 eine grundsanierte, moderne Bibliothek am Götaplatsen eröffnet:
In March 2012, the library was closed for complete renovation and extension. Since then, the exterior walls have been demolished and a glass façade was constructed. All internal engineering and interior fittings have been replaced, and a 3,700 square metre extension has been added. In addition to the expanded library area, a new entrance, new group and meeting rooms, a lecture room, a balcony, a terrace café, an open auditorium and a youth section have been added.
Und der Umbau ist gelungen, v.a. machen die Übergänge von der alten Fassade – die innen in Teilen noch Raumgrenzen bildet – zu neuen Teilen des Hauses ebenso spannend, wie die verschiedenen Ebenen und Etagen zum Stöbern und Verweilen einladen.
Ich habe an einer Führung für Migrant*innen und neue Kunden teilgenommen – mit drei Kolleginnen, die in verschiedensten Sprachen auf Fragen eingehen konnten – beachtlich, wie Willkommenskultur funktionieren kann.
… und vermittelte so erste Eindrücke einer vielschichtigen und modernen Institution:
Mir hat besonders gut die Kinderbibliothek gefallen, und hier der Bereich der ’schuhfreien‘ Zone für die Kleineren. Der ist im Laufe des Tages richtig gut besucht gewesen:
Was mir in der Stadt gut gefallen, war das Thema Urban Gardening, was sich in verschiedenen Installationen und Beispielgestaltungen in der Fussgängerzone widergespiegelt hat – ein Beispiel hier mal angeführt:
Aber zurück zur Bibliothek – die Führung war sehr spannend, das Interview mit Christina Person, dem ‚Bibliotekschef‘ der Stadsbiblioteket Göteborg befruchtend – und hier ihr Statement:
It’s no longer the librarians library, it’s the citizens library – they should be treated by us as owners and partners, rather than guests.
Today’s information is locked in computers, and as a library we have to find possibilities how to present, facilitate and transfer it to our users.
Auf dem Rückweg ist mir dann noch eine Filiale der Stadtbibliothek am Bahnhof positiv aufgefallen – die Stadtsbiblioteket 300 – auf 300 qm die neusten Medien in direkter Bahnhofslage – hell möbliert:
Und neben der Bibliothek hatte ich viel Spass mit meinen AirBnB-Hosts Helen und Jim, die ich dann auch auf dem Rückweg noch einmal besucht habe – mit Fischmarkt-Besuch, Kochevents und dem ein oder anderen Bier war das ein wirklich kurzweiliges Event!
Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen und auf einen erneuten Besuch in dieser Stadt!